Page 8 - Dr.Wolf 2008
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version wegen des Zeit- und Kostenaufwands nicht gutheißen. Die Anregung des
          zweiten Vertreters, dass der Ostmark-Verlag auch auf den Absatz des Werkes
          bedacht wäre, „wogegen er sonst nichts hiefür tun könne und die Stadt Pegnitz
          auf dem größten Teil der Auflage sitzen“ bliebe, veranlasst Heinrich Bauer zu
          dem Hinweis, dass der Bürgermeister immer noch vom Druck der zweiten Auf-
          lage  Abstand  nehmen  könne, falls  auf  die  Stadtverwaltung  „von  einer  partei-
          amtlichen Stelle“  Unannehmlichkeiten oder  Nachteile  entstehen  sollten. Dann
          bliebe  seine  Handschrift,  „was  sie  bisher  war,  eine  Handschrift.  Von  einer
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          Autoreneitelkeit besitze ich, wie ich Ihnen versichere, keine Spur.“
                 Der Beginn der Druckarbeiten wurde für Anfang März 1938 in Aussicht
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          gestellt.   Um diese Zeit trafen die ersten Bestellscheine für die Chronik bei der
          Stadtverwaltung ein – meistens Absagen. So schrieb Bürgermeister Siebenhaar
          aus Tüchersfeld am 3. März 1938: „Die Bewohner von Tüchersfeld sind mehr
          oder minderbemittelt und es war daher meine Werbung für das obenbezeichnete
          Geschichtswerk  leider  erfolglos.  Die  Gemeinde  selbst  kann  aus  finanziellen
          Gründen  keine  Bestellung  vornehmen,  auch  ist  ihr  z.  Zt.  Jede  freiwillige
          Leistung untersagt.“ Auswärts wohnende Pegnitzer wurden am 21. März 1938
          zur  Bestellung  der  zu  erwartenden  Chronik  von  der  Stadtverwaltung  ange-
          schrieben und das Erscheinen des Werkes für den bevorstehenden Sommer in
          Aussicht  gestellt.  Bei  der  erneuten  Aufforderung  an  die  Bürgermeister  zur
          Rücksendung  der  Bestellscheine  (25.  März  1938)  fiel  das  Ergebnis  erneut
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          reichlich ernüchternd aus!
                 Die  Ergänzungen  zum  „Hausnummern-Verzeichnis“  einschließlich  der
          neuentstandenen  Lö(o)he-Siedlung  für  die  Bergleute  der  Zeche  „Kleiner
          Johannes“   wurden Heinrich Bauer am 10. Mai 1938 von der Stadtverwaltung
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          zugeleitet. Bereits 1933 wurden in Pegnitz einige Straßennahmen geändert: die
          Hauptstraße  wurde  zur  Hindenburg-Str.,  die  Friedrich-Ebert-Str.  zur  Adolf-
          Hitler-Str. und die anfänglich in der Lohe-Siedlung zugewiesenen Straßennamen
          wie  Togo-  oder  Kamerun-Straße  trugen  ihr  damals  im  Volksmund  die
          Bezeichnung „Klein-Afrika“ ein.

                 16  Schreiben StV Pegnitz an Bauer vom 19. 2. 1938.
                 17  Schreiben Heinrich Bauer vom 16. 2. 1938 an Bürgermeister Remmel. Am gleichen
          Tag wurde der Lorenz Spindler Verlag in Nürnberg wegen Verlagsübernahme und Vertrieb
          des Werkes vorstellig.
                 18  Schreiben Heinrich Bauer an StV Pegnitz vom 23. 2. 1938.
                 19  Eine weitere ausführliche Werbeanzeige erschien am 14. 5. 1938 im „Fränkischen
          Kurier“ (Nr. 131).
                 20   In  Pegnitz  wurde  der  Eisenerzabbau  von  1869  bis  Ende  1967  (mit  Unter-
          brechungen) betrieben; s. dazu die reich bebilderte Dokumentation von Irene Lenk / Klaus
          Volz, Bergbau in Pegnitz, Amberg 1992. Die Lohe-Siedlung (120 Wohngebäude) entstand in
          den Jahren 1938/39.

                 In  seinem  Dankesbrief  vom  15.  Mai  1938  zeigte  sich  Heinrich  Bauer
          darüber erfreut, dass bei der Benennung der Verkehrswege in dieser Siedlung
          „der deutsche Kolonialgedanke so schön zu Ehren gekommen ist.“ Gleichzeitig
          erbittet er über Fragebogen weitere Aufschlüsse über die Schulhauserweiterung



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