Page 13 - StraßennamenPegnitz
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Böllgraben
„Böllgraben“ ist heute der Straßenname für die Wohnanlage am südlichen Fuße der Alten
Poststraße. Ursprünglich wurde der Name für die von Süden in die Stadt führende Straße, also
für die heutige Alte Poststraße, benutzt. Die Schreibweise „Böhl“- „Pöhl“- oder „Pohlegraben“
kommt seit dem 15. und 16. Jahrhundert vor. Für den Ursprung des Namens gibt es zwei
verschiedene Erklärungen: Zum einen könnte der Name aus dem Tschechischen stammen und
aus dem tschechischen Wort belu = weiß und gora = Berg zusammengesetzt sein. Zum
anderen könnte der erste Teil des Namens vom Wort „böhl“ = „bühl“ stammen, dem
althochdeutschen Wort für Berg und der zweite Teil des Namens vom tschechischen „gora“ =
Berg stammen. Dann würde es sich bei dem Namen um eine Verdopplung handeln, die einfach
„Höhe“ bedeutet. Im Mittelalter war die Straße über den Böhlgraben, also die Anhöhe der
heutigen Alten Poststraße, aus weißem Kalkstein gebaut. Da die Hügel um Pegnitz unbewaldet
waren war die Straße über den Böhlgraben schon von weitem zu sehen und konnte aus der
Ferne durchaus für einen „weißen Berg“ gehalten werden. Erst als 1921 die Bundesstraße
gebaut wurde verlor die Straße über die Höhe des Böhlgrabens ihre Bedeutung als
Verbindungsstraße nach Pegnitz.
Brauhausgasse
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Altenstadt immer wieder zerstört. Die
lockere Bauweise und der schwache Mauerring boten keinen ausreichenden Schutz. Deshalb
beschlossen die Leuchtenberger, dass sie Altenstadt nicht mehr aufgebaut werden soll. Sie
siedelten die Menschen auf den „Letten“ an. Der „Letten“ ist ein lang gezogener Hügel entlang
der Pegnitz / Fichtenohe, der einen lehmhaltigen Untergrund hat.
Die Neugründung bestand im Wesentlichen aus drei Straßenzügen, der Hauptstraße, der
Rosengasse und der Brauhausgasse. Die Brauhausgasse war ursprünglich nicht mit
Wohnhäusern, sondern nur mit Nebengebäuden bebaut. Zu diesen Gebäuden gehörten auch
die Brau- und Sudhäuser der Pegnitzer Bürger. Im Mittelalter stellte das Braurecht eine
wesentliche Existenzgrundlage für die Pegnitzer Bürger dar: Bereits mit der Erhebung des
Marktes Pegnitz zur Stadt erhielten die Pegnitzer das Braurecht in den sogenannten
Stadtfreiheiten (= Rechte, die einer Stadt zustanden und mit der Erhebung zur Stadt verliehen
wurden) verliehen. Diese Urkunde wurde jedoch während der Brandschatzungen und
Plünderungen im Mittelalter vernichtet. Die Pegnitzer benötigten aber für ihren
Lebensunterhalt sowie für den Wiederaufbau der Stadt Einnahmen. Daher war es besonders
wichtig, dass Markgraf Albrecht Alcibiades bei einem Besuch in Pegnitz die Stadtfreiheiten
bestätigte und so den Pegnitzern den Wiederaufbau ihrer Stadt ermöglichte: Der Markgraf
sprach jedem Eigentümer eines Bürgerhauses das Recht zu, zu brauen und zu mälzen.
Gleichzeitig wurde es den Bewohnern der umliegenden Dörfern verboten zu brauen und Bier
auszuschenken, es sei denn, sie hätten das Bier in Pegnitz gekauft oder sie hatten ein altes
Braurecht. Zusammen mit ihren anderen Berufen (viele Pegnitzer waren als Landwirte bzw.
Handwerker tätig) war den Pegnitzern damit eine Existenzgrundlage gegeben worden und es
konnte auch Geld in den Wiederaufbau der Stadt investiert werden. Im Herbst jeden Jahres
wurde durch das Los festgelegt, in welcher Reihenfolge im kommenden Jahr Bier gebraut und
ausgeschenkt werden durfte. Die ausgeloste Reihenfolge musste eingehalten und durfte nicht
getauscht werden. Zum Zeichen, in welchem Haus das Bier ausgeschenkt wurde, wurde ein
Büschel Zweige aufgehängt. Dieses Losverfahren ist der Ursprung des Pegnitzer Flinderers, bei
dem auch das Starkbier reihum in den Gastwirtschaften ausgeschenkt wird. Das Wort