Page 93 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               die wirtschaftliche Erholung zwischen 1924 und 1929 zu dauerhaft soliden wirtschaft-
               lichen Verhältnissen führen würde, erfüllte sich nicht. Was im Oktober 1929 als Fi-
               nanzkrise begann, mündete in die Weltwirtschaftskrise, an deren Ende ein Höchst-
               stand  bei  der  Arbeitslosenquote  verzeichnet  werden  musste.  Die  schon  1928  ver-
               stärkt einsetzende Arbeitslosigkeit stieg in den Jahren 1931 und 1932 auf extreme
               Werte  und  traf  vor  allem  die  Industriearbeiterschaft,  die  bei  einer  Arbeitslosenzahl
               von 8,5 Millionen (Ende 1932) in eine „Fundamentalproletarisierung“ abstürzte.      245
               Die schwachen Regierungen unter Heinrich Brüning und Franz von Papen versuch-
               ten  vergebens  dagegen  anzugehen.  Heute  weiß  man,  dass  deren  Deflations-  und
               Sparpolitik  in  einer  derartigen  Konjunkturphase  prozyklisch  wirken  musste  und  die
               Probleme  verschärfte.  Hierher  gehört  zum  Beispiel  die  von  der Regierung  Brüning
               verordnete Lohnkürzung im Jahre 1931.

               Von 1929 bis zum Tiefpunkt der Rezession ging die deutsche Industrieproduktion um
               ca. 40 Prozent zurück, noch stärker traf es die Metallindustrie, zu der die Amag ge-
               hörte. Im Februar 1932 „gingen 47,4 Prozent der Mitglieder des DMV stempeln. 29,1
               Prozent leisteten Kurzarbeit und nur 23,5 Prozent … waren noch voll beschäftigt.“      246

               Ende 1930 konnte sich die Amag nicht mehr dem allgemeinen wirtschaftlichen Nie-
               dergang  entziehen.  Dies  führte  zu  Überlegungen,  den  Standort  Pegnitz,  der  Ende
               des Jahres 1930 nur noch  300 Mitarbeiter beschäftigte,  völlig  zu schließen. „Um
               das Äußerste zu vermeiden, geht man zur 24-Stunden-Woche über. Das bedeutet,
               dass sich die Einkünfte vom Direktor bis zum Lehrling halbieren.“       247  Dennoch ging
               der  Personalabbau  weiter:  In  Nürnberg  sank  bis  Anfang  1931  die  Belegschaft  auf
               300 Leute, in Pegnitz wurden gerade noch 90 Personen beschäftigt.


























                Abb. 63:  Aus der Meldekarte des Arbeitsamtes Bayreuth für einen arbeitslosen Amag-Arbeiter
                               (1931/32).
                Quelle: Archiv des Verfassers.

               Die „Meldekarte“ eines entlassenen Pegnitzer Amag-Arbeiters (Abb. 63) zeigt, dass




               245
                  Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 4. Band, 317.
               246
                  Opel, Fritz und Schneider, Dieter: Fünfundsiebzig Jahre Industriegewerkschaft 1891 bis 1966, 271.
               247
                  Gert von Klass, 100 Jahre, 50. Die Zahl der Mitarbeiter zwischen 1915 und 1930 konnte nicht er
               mittelt werden.
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