Page 91 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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bare Transmissionseinrichtung mit dem Gewirr an Wellen, Scheiben und Riemen,
welche die von der zentralen Dampfmaschine erzeugte Energie zu den einzelnen
Drehmaschinen transportierte, wurde nach und nach durch den kompakten Elektro-
motor an Maschinen und Werkbänken abgelöst. Mit der Aufgabe der Dampfmaschine
1930 beendete die Amag eine Ära industrieller Produktion, mit der sie 1890 in Peg-
nitz begonnen hatte. 235
In dieser Abbildung sind Pumpengehäuse zu erkennen, ein Hinweis darauf, dass im
Pegnitzer Zweigwerk nicht mehr nur Armaturen gefertigt, sondern auch Teile von
Pumpen, deren Montageschwerpunkt das Nürnberger Werk war, mechanisch bear-
beitet wurden.
Der Aufschwung erhöhte den Verteilungsspielraum und kam deshalb auch bei Löh-
nen und Gehältern an. Dabei half die 1923 eingeführte, arbeitnehmerfreundlich ge-
handhabte staatliche Zwangsschlichtung als letzte Instanz bei Tarifkonflikten.
1928/29 erreichten Industrieproduktion und Löhne insgesamt wieder das Vorkriegs-
niveau – bei deutlich verringerter Wochenarbeitszeit. Die Grundlage dafür lieferte ein
Wachstum der Industriegüterproduktion – und zu diesem Segment gehörte die Amag
– zwischen 1925 und 1928 um 47 Prozent. 236 Bereits 1926 übertraf der Warenexport
Deutschlands den von 1913.
1925 wird die Amag Gründungsmitglied der „Vereinigten Armaturen-Gesellschaft
mbH (VAG)“, an der neben fünf weiteren Firmen sowohl Amag-Hilpert als auch die
„Klein, Schanzlin & Becker AG“ in Frankenthal (KSB AG) 237 beteiligt waren. In der
kartellartigen Vertriebsgesellschaft wurden die Produktionsprogramme abgesprochen
und so der Wettbewerb zwischen den Mitgliedern eingeschränkt. Dem standen ge-
samtwirtschaftliche Vorteile gegenüber: Schieber und Hydranten wurden in DIN-
Normen gefertigt, dies ermöglichte größere Produktionsserien und damit günstigere
Herstellungskosten. 238 Sowohl die VAG-Gründung als auch der Zugriff von KSB auf
die Amag-Aktien 239 fallen in eine Zeit, in der in Deutschland ein zunehmendes Stre-
ben nach Marktbeherrschung und Wettbewerbsbeseitigung zu Kartellbildungen und
Unternehmenskonzentration führten. 240
Der Briefkopf aus dem Jahr 1927 (Abb. 62) ist in mehrfacher Hinsicht bemerkens-
wert:
235
Vgl. Abschnitt 3.2.2.
236
Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 4. Band, 253.
237
Vgl. Abschnitt 9.
238
Seit 1999 ist diese VAG die alleinige Vertriebsgesellschaft der Bopp & Reuther Armaturen GmbH.
Vgl. dazu Abschnitt 3.1.1.
239
Vgl. Abschnitt 9.1.
240
Beispiele dafür sind IG Farben (1925) und Vereinigte Stahlwerke (1926).