Page 82 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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Die US-amerikanische Militärregierung setzte Hans Gentner 1945 bis zur Kommu-
nalwahl 1946 als kommissarischen Bürgermeister von Pegnitz ein. 210 Von Juli bis
November 1946 gehörte er der bayerischen „Verfassunggebenden Landesversamm-
lung“ an, und im Dezember 1946 wurde er unter Ministerpräsident Hans Ehard –
ähnlich wie schon 1919/20 – Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium. Vom De-
zember 1947 bis zu seinem Tod im August 1953 vertrat er den Bayerischen Bauern-
verband, dessen Präsidialmitglied er seit 1946 war, im Bayerischen Senat. 211
Obwohl Gentner durch seine Tätigkeiten im Landwirtschaftsministerium und im Bau-
ernverband mit Menschen zu tun hatte, die eher weniger zur klassischen Klientel von
SPD und Gewerkschaft gehörten und zu diesen nicht selten konträre Positionen be-
zogen, war er von einer gemeinsamen Interessenlage überzeugt. Zeitlebens blieb er
sowohl den Arbeiter- als auch den bäuerlichen Organisationen verbunden.
Wie gezeigt werden konnte, bekämpfte der „Realpolitiker“ Gentner entschieden den
politischen Radikalismus von links genauso wie den von rechts.
Abb. 55: Auszug aus dem Gefangenenbuch von Bayreuth-Sankt Georgen
Gentner war vom 22.8. bis 29.8.44 in Bayreuth in Haft und wurde dann an die
„Stapodienststelle Nürnberg-F. überstellt“. Am 30. August wurde er in das Konzentrations-
lager Dachau gebracht. Die Abkürzung P.H. bedeutet vermutlich „Politischer Häftling“.
Quelle: Staatsarchiv Bamberg K 190, Gefangenenbücher Nr.96.
210
Siehe dazu G. Ph. Wolf und W. Tausendpfund, Pegnitz – Veldensteiner Forst, 462 ff sowie Ab-
schnitt 8.1.
211
Zum Senat siehe Anmerkung 143 im Abschnitt 4.3.1.3.