Page 81 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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               inzwischen zur NSDAP gewandert; diese erreichte
               in Pegnitz einen Stimmenanteil von 31 Prozent.
               Ein  Vergleich  mit  dem  Ergebnis  in  der  Stadt  Bay-
               reuth, wo sich Gentner in seiner Funktion als Land-
               tagsabgeordneter  im  Wahlkampf  für  seine  Partei
               engagierte,  zeigt  deutlich  das  ungewöhnliche  Er-
               gebnis in Pegnitz: In Bayreuth und den meisten an-
               deren oberfränkischen Städten fand die KPD zwar
               auch  keinen  Rückhalt,  aber  die  SPD  kam  in  Bay-
               reuth nur noch auf 33,3 %, während die NSDAP mit
               50,7 % die absolute Mehrheit erreichte.   204

               Auf Landesebene kam die NSDAP auf 32,5 %, die
               SPD  musste  gegenüber  1928  drastische  Verluste
               hinnehmen und erreichte nur noch 15,5 %, statt der
               bisher 34 Abgeordneten stellte sie nur noch 20, da-

               runter jedoch Hans Gentner.
                                                                         Abb. 54: Hans Gentner (1932)
               Selbst bei der Reichstagswahl am 5. März 1933, als        Quelle: http://www.spd-
               der Wahlkampf der Arbeiterparteien schon deutlich         peg-
                                                                         nitz.de/index.php?mod=content&menu=8&
               erschwert worden war, erreichte die SPD in Pegnitz        page_id=8801.
               noch 44 Prozent (im Reich 18,3 %), die NSDAP 37
               % (im Reich 43,9 %). Die KPD, die bei dieser Wahl im Reich 12,3 % erzielte, hatte in
               Pegnitz nur einen Anteil von einem Prozent. Die Aussage des katholischen Pfarrers
               Franz Vogl, dass „die Nazi-Partei in Pegnitz nur eine geringe Kraft (hatte), weil Peg-
               nitz vor dem dritten Reich zum großen Teil sozialdemokratisch war“, wird – trotz der
               37 % für die NSDAP - von dem Wahlergebnis deutlich bestätigt.       205
               In  einem  Flugblatt  an  die  Pegnitzer  Bevölkerung  hatte  Gentner  1931/32  die
               „Hakenkreuzlerei“ als „schwere politische Volkskrankheit“ bezeichnet, die „unweiger-
               lich zum Tode führe“.  206  Er gehörte zu den 16 Abgeordneten, die am 29. April 1933
               gegen das „Bayerische Ermächtigungsgesetz“ stimmten. Gleich nach der sogenann-
               ten „Machtergreifung“ und erneut 1934 geriet er jeweils kurz in „Schutzhaft“ in Bay-
               reuth, danach wurde er  in der „A-Kartei“ geführt und „überwacht“. Mit dem Kriegsbe-
               ginn 1939 wurde er wieder in „Schutzhaft“ genommen, diesmal in Fürth. Im August
               1944 wurde er im Rahmen der Aktion "Gewitter"        207  verhaftet (Abb. 55), diesmal zu-
               sammen  mit  den  drei  ehemaligen  Pegnitzer  SPD-Stadträten  Johann  Bauernfeind,
               Josef Deinzer und Georg Lienhardt sowie dem Parteigenossen Hans Kummert. Die-
               se wurden am 24. August  wieder frei gelassen. Gentner wurde in das KZ Dachau
               gebracht, wo er vom 30. August bis 13. September 1944 inhaftiert war.      208

               Wie  viele  andere  Verfolgte  des  Nazi-Regimes  hatte  er  Schwierigkeiten,  nach  dem
               Krieg zu seinem Recht zu kommen. Im Zusammenhang mit seinem Eigentumsanteil
               an der Bayreuther SPD-Zeitung „Fränkische Volksbühne“ meldete er zunächst erfolg-
               los seine Regressansprüche an.    209



               204
                  Rainer Trübsbach, Geschichte der Stadt Bayreuth 1194-1994, Bayreuth 1993, 287.
               205
                  Franz Vogl, Vierzig Jahre unterwegs, 25. Zum Wahlergebnis: Stadtarchiv Pegnitz A/II.7c/Nr. 3.
               206
                  http://www.spd-pegnitz.de/index.php?mod=content&menu=8&page_id=8801. (Abruf 14.07.2015).
               207
                  Die mit diesem Begriff bezeichneten Massenverhaftungen im Jahr 1944 waren in ihren Grundzü-
               gen schon vor dem Attentat vom 20. Juli 1944 geplant worden.
               208
                  Joachim Lilla: Gentner, Johann (Hans). URL: http://verwaltungshandbuch.bayerische-
               landesbibliothek-online.de/gentner-johann. (Abruf 14.07.2015).
               209
                  Rainer Trübsbach, Geschichte der Stadt Bayreuth, 350.
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