Page 75 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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Firmengründers ein und wurde gleichzeitig von der Witwe Anna-Maria Hilpert mit der
kaufmännischen Leitung des Unternehmens beauftragt.
Der junge Richard Kuhlo wurde nach dem Tod von Johann Hilpert eine wichtige Stüt-
ze der Witwe bei der Weiterführung des Nürnberger Unternehmens. Als 1889 die
florierende Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, übernahm der in-
zwischen 38jährige als alleiniger Vorstand und „Generaldirektor“ die Unternehmens-
leitung. Durch seine Entscheidung errichtete das Nürnberger Unternehmen ein
Zweigwerk in Pegnitz. Das Unternehmen gehörte damals zur bayerischen Großin-
dustrie, und Kuhlo wurde „königlich bayerischer Kommerzienrat“.
Abb. 52: Richard Kuhlo (1850 – 1923)
Ausschnitt aus einem Gemälde auf Leinwand aus dem Besitz
der KSB AG. Das Porträt ist signiert mit „L.(udwig) Kirschner
1930“, es entstand also nach dem Tod Kuhlos offenbar nach
einer fotografischen Vorlage.
Diesen Ehrentitel bekam man nicht automatisch, sondern erst nach erheblichen „Stif-
tungen für das Gemeinwohl“. Dazu gehörte die Initiative Kuhlos zur Errichtung einer
„Kleinkinderschule“ in Pegnitz und seine Spende hierfür von 5000 Mark. 1897 bekam
diese Stiftung die „landesherrliche Bestätigung“. 182 Mit der Abdankung des Königs
am 7. November 1918 wurde dieser Ehrentitel obsolet 183 , und am 31. Dezember
1918 schied der 68jährige Richard Kuhlo aus dem Vorstand der Nürnberger Aktien-
gesellschaft aus. Ob dabei die revolutionären politischen Vorgänge entscheidend
waren, kann nur vermutet werden. Auf jeden Fall endete 1918 mit dem politischen
Umsturz auch eine Ära in der Amag. Die Vorstandsposition hatte Kuhlo 29 Jahre in-
ne, weitere vier Jahre – bis zu seinem Tod im Jahr 1923 – wirkte er im Aufsichtsrat
für das Unternehmen. Die „Armaturen- und Maschinenfabrik AG“, kurz „Amag“, die er
familienfremden Vorständen überließ, war sein Lebenswerk und offenbar so gut auf-
gestellt, dass das Unternehmen das von Kuhlo eingeführte Kerngeschäft über Jahr-
zehnte fortführen konnte.
182
Heinrich Bauer I, 434. Siehe Abschnitt 11.2.
183
Erstes „fürstliches“ Opfer der Novemberrevolution war der bayerische König Ludwig III, als Kurt
Eisner am 7. November 1918 den republikanischen Freistaat Bayern proklamierte.