Page 74 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
P. 74

66


                                   5. „Zwei Männer machen Geschichte“:
                                       Richard Kuhlo und Hans Gentner

               An  dieser  Stelle  soll  auf  zwei  Persönlichkeiten  eingegangen  werden,  die  mit  der
               „Pegnitzhütte“ und der Stadt Pegnitz eng verbunden waren: Der „Fabrikherr“ Richard
               Kuhlo und „sein“ Arbeiter Hans Gentner.

               Jede der beiden Persönlichkeiten zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre zum gro-
               ßen Teil entgegengesetzten Ziele und Ideale mit Einsatz und Beharrlichkeit verfolg-
               ten. Der 27 Jahre ältere Richard Kuhlo war der Sohn eines Pastors aus dem fernen
               Pommern und – auch wenn über seine Schulzeit nichts bekannt ist – vermutlich bil-
               dungsmäßig privilegiert. Er kam schon als 25-Jähriger in eine  verantwortliche Positi-
               on im Familienunternehmen Hilpert und wurde bald zum alleinigen Unternehmens-
               lenker, zum einflussreichen Industriellen und zum engagierten Unternehmerfunktio-
               när. Der Jüngere, der ebenfalls schon mehrfach erwähnte Hans Gentner, wurde als
               Sohn eines Kleinlandwirts in Pegnitz geboren und in Kuhlos Fabrik zum Metallfach-
               arbeiter ausgebildet. Sein überaus starkes politisches Engagement in der Arbeiter-
               bewegung führte ihn über die „Pegnitzhütte“ hinaus in die bayerische Landespolitik
               und in das Pegnitzer Bürgermeisteramt.

                             5.1 Der Unternehmer Richard Kuhlo (1850 – 1923)

                                         5.1.1 Herkunft und Werdegang

               Richard  Kuhlo  wurde  1850  im
               hinterpommerschen         Dörfchen
               Osseken (poln. Osieki Lęborskie)
               bei  Lauenburg  geboren.  Dort  ist
               sein Vater August noch 1876 als
               Pastor  nachweisbar.  Dieser  war
               vorher  erst  Lehrer  in  Stettin,
               dann  Pastor  in  Stargordt  in
               Pommern.  Richards  Mutter  war
               Clara  Schröder,  Tochter  eines
               Bergrats und Kaufmanns.

               Richard  Kuhlo  entstammte  also
               einem  eher  bildungsbürgerlichen
               Milieu. 181   Von  den  Umständen,
               die  ihn  nach  Nürnberg  verschlu-
               gen, ist nichts bekannt. Wie oben
               beschrieben,  trat  der  23jährige
               1874 als Buchhalter in die Firma
               J. A. Hilpert ein. Dies zeigt, dass    Abb. 51: Richard Kuhlos Heimatdorf in Hinterpommern:
               er  über  eine  kaufmännische          Ossecken im Kreis Lauenburg (pol. Lębork), ca. 80 km
               Ausbildung  verfügte.  Ein  Jahr       nordwestlich von Danzig.
               später  ging  er  die  Ehe  mit  der   Quelle: google.maps.
               Tochter  des  1873  verstorbenen

               181
                  Zur Familie vgl. Weiher, Sigfrid von, Kuhlo, Ernst in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 255
               [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn124630219.html (Abruf 15.01.2015).
               Ernst Kuhlo war Richards Bruder und wie er ein bedeutender Unternehmer; Erfinder des „Kuhlo-
               Rohres“. Zu Richard Kuhlo siehe auch Abschnitte 1.3 und 1.4.
   69   70   71   72   73   74   75   76   77   78   79