Page 73 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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Das Verbrennen der SPD-Fahne auf dem Marktplatz im Juni 1933 durch - bezeich-
nenderweise nicht ortsansässige - SA-Männer (Abb. 50) - symbolisiert die Zerschla-
gung der Pegnitzer Arbeiterbewegung.
Abb. 50: Verbrennen der SPD-Fahne auf dem Pegnitzer Marktplatz in Juni 1933. Die Hakenkreuz-
fahne auf dem Hausdach verweist auf den Sitz der örtlichen NSDAP-Zentrale.
Quelle: Peter Spätling, Pegnitz in alten Ansichten Band 2. Zaltbommel/Niederlande 1993, 51.
1945 war nur noch wenig vom alten Arbeitermilieu geblieben, und eine Rückkehr zur
Ausgangslage fand im Zuge der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung
der Bundesrepublik nicht mehr statt. 179 „Getragen von der beispiellosen Prosperi-
tätswelle des ‚Wirtschaftswunders‘ war .. der Industriearbeiterschaft .. der Aufstieg
aus dem Proletariat gelungen, so dass sich der Prozess ihrer Verbürgerlichung…
fortsetzen konnte.“ 180 Deutlich kann diese „Verbürgerlichung“ bei der Belegschaft
des heutigen KSB-Standorts bei der Freizeitgestaltung, bei der Vereinszugehörigkeit
und auch bei den Ergebnissen der politischen Wahlen beobachtet werden. Und die
SPD, vordem eine marxistisch geprägte Partei der Arbeiterklasse, verzichtete 1959
mit dem „Godesberger Programm“ auf das Dogma einer sozialistischen Wirtschafts-
ordnung und öffnete sich einem weltanschaulichen Pluralismus. Aus der Arbeiterpar-
tei wurde eine Volkspartei.
179
Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 4. Band, 739 f.; ders. 5. Band, 161 f.
180
Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 5. Band, 431, 160.
Zum „Wirtschaftswunder“ vgl. Abschnitt 8.4.3.