Page 65 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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               setzes waren nicht nur im gesellschaftlichen Mikrokosmos  der Kleinstadt Versamm-
               lungsfreiheit, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit ferne Ziele. Noch immer stan-
               den Gewerkschaften und Sozialdemokratie unter staatsfeindlichem Generalverdacht,
               was  vor dem Hintergrund ihrer marxistisch-revolutionären Ziele nicht verwunderlich
               war. Noch war die SPD eine proletarische Klassenpartei        154 , und sie hat noch einen
               langen Weg vor sich, ehe sie als Volkspartei wahrgenommen wird.

               Die enge Verbindung zwischen Metallarbeiter-Gewerkschaft und SPD in Pegnitz wird
               auch deutlich  in der  Anmeldung einer Jugend-Organisation der SPD im Jahr 1921,
               für die ein Papier mit dem Kopf der Gewerkschaft verwendet wurde (Abb. 44).











































                           Abb. 44: Gründung einer Jugendorganisation des Ortsvereins Pegnitz der
                           „Soz. demokr. Mehrheitspartei D.“  am 28. April 1921. Die USPD war in
                           Pegnitz nicht vertreten. Zu M-/U-SPD siehe  Anm. 200 in  Abschnitt 5.2.
                           Quelle: Vereinsverzeichnis Stadtarchiv Pegnitz.


                             4.3.2.3 Gründung des Bürgervereins am 13.4.1902

               Der  Name  des  1902  gegründeten  „Bürgervereins  Pegnitz“  lässt  vermuten,  dass
               sich  hier  die  gesellschaftspolitischen Widersacher  der  Arbeiter  versammelten.  155   In
               der  Tat  waren  unter  den  Funktionsinhabern  mehrere  „Ökonomen“  (Landwirte),  ein
               Baumeister und ein Baugeschäftsinhaber, Schuhmacher, aber auch Tagelöhner und
               Maurer. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass der in der (ärmeren) Alt-


               154
                  Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 3. Band, 1046.
               155
                  Diese finden sich eher im „Liberalen Verein“, der in Pegnitz am 26.11.1901 aus der Taufe gehoben
               wurde. Unter dessen Mitgliedern finden sich im Stadtarchiv königliche Beamte, Kaufleute und Braue-
               reibesitzer. Zu den „bürgerlichen“ Parteien im Jahr 1919 siehe Anmerkung 158.
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