Page 63 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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zumindest nach seiner Satzung – keine politische Zielsetzung verfolgte, muss er
doch eindeutig dem expandierenden sozialdemokratischen Milieu in der Kleinstadt
zugeordnet werden. 147
Auf dem Foto von der Fahnenweihe (Abb. 42) sind die durchweg männlichen Ver-
einsmitglieder zu sehen, die 1898 ihr Fest mit Musikkapelle und „Ehrenjungfrauen“
begingen.
Abb. 42: Fahnenweihe 1898. Quelle: Peter Spätling, Pegnitz, Band 1, 54.
1903 gründete der Pegnitzer Pfarrer im Rahmen des „Verbandes der evangelischen
Arbeitervereine in Bayern“ einen „Christlichen Verein“, für ihren Monatsbeitrag von
15 Pfennigen erhielten die Mitglieder die Zeitschrift „Der evangelische Arbeiter“. Un-
ter den immerhin ca. 200 Mitgliedern aus der Pfarrgemeinde im Jahr 1916 befanden
sich jedoch nur wenige Arbeiter 148 , weil sich diese – so der Pfarrer – „in überwiegen-
der Mehrheit im sozialdemokratischen Arbeiterverein beheimatet fühlten.“ Die Ju-
gendarbeit der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde werde beeinträchtigt „durch
den Einfluss der in der Fabrik arbeitenden und zum großen Teil sozialdemokratisch
gesonnenen Lehrlinge“. 149 Auf die Gründung von katholischen Arbeiterorganisatio-
nen in Pegnitz im Jahr 1907 wurde bereits hingewiesen. 150
4.3.2.2 SPD-Gründung in Pegnitz am 3.12.1898
Unmittelbar nach der Aufhebung des „Sozialistengesetzes“ konstituierte sich 1890
die politische Arbeiterbewegung neu in der SPD mit dem „Erfurter Programm“. Acht
Jahre später und sechs Jahre nach der Gründung des Pegnitzer „Arbeitervereins“
reichten fünf Fabrikarbeiter der Pegnitzhütte am 3.12.1898 beim Magistrat ihrer Stadt
das Vereinsstatut des „Sozialen Parteivereins“ ein. In diesem lautet der § 1:
147 2
Vgl. Peter Spätling, Pegnitz in alten Ansichten Band 1, Zaltbommel 1994 , 55.
148
Vgl. Abschnitt 4.2.1.
149
Zitiert bei Gerhard Philipp Wolf und Walter Tausendpfund, Pegnitz – Veldensteiner Forst, 392 f.
150
Vgl. Abschnitt 4.3.1.2.