Page 51 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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und zu Recht im Stich gelassen, ja ins Abseits gedrängt fühlten,.. der Religionsersatz
der Marxschen Erlösungslehre und Emanzipationsstrategie“ durchgesetzt. 104
Abb. 37: Ein Eisendreher findet Arbeit in Pegnitz und eine Wohnung in der Altstadt (1903).
Quelle: Peter Spätling, Pegnitz in alten Ansichten Band 1. Zaltbommel/Niederlande 2./1994, Bild 2.
4.2.2 Die Struktur der Amag-Belegschaft: Arbeiter und Angestellte
Obwohl die Amag-Arbeiter weitgehend eine politisch homogene Gruppe bildeten,
gab es innerhalb der Belegschaft eine soziale Differenzierung: In der Satzung des
Arbeiterausschusses 105 , dem Vorläufer der heutigen Betriebsräte, werden im Jahr
1905 die acht Berufsgruppen aufgelistet, die jeweils mit einem Vertreter im Arbeiter-
ausschuss vertreten sind: „Schreiner, Former, Maschinenformer, Kernmacher,
Putzer, Dreher, Schlosser und Modellschlosser“. 106 Auch innerhalb dieser Fachar-
104
Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 3. Band, 802.
105
Vgl. Abschnitt 11.8.
106
Arbeitsordnung der Armaturen- und Maschinenfabrik Aktien-Gesellschaft Nürnberg, Abteilung:
Pegnitzhütte Pegnitz vom 3. Juni 1905. Die Dreher und Schlosser erstellten aus Guss- und Zukauftei-
len die Armaturen, die anderen Berufe (bei den Schreinern handelt es sich um Modellschreiner) wur-
den für den Gießereibetrieb benötigt. Am Rohguss befinden sich nach der Entnahme aus der Form
Sand- und Gussrückstände, die der “Putzer“ entfernt.
Ähnlich wie alte Handwerksberufe der Vergangenheit angehören, wurden die oben aufgeführten in-
dustriellen Berufsbezeichnungen, wie sie in der Amag Jahrzehnte lang verwendet wurden, durch die
„Verordnung zur Berufsausbildung“ von 1978 abgelöst. Der „Dreher“ von einst ist heute ein „Zerspa-
nungsmechaniker“, der „Maschinenschlosser“ ein „Industriemechaniker“. Daneben finden sich
„Technische Produktdesigner“ und „Mechatroniker“, und in der Gießerei arbeiten „Technische Modell-
bauer“ und „Gießereimechaniker“. Die neuen Bezeichnungen hatten ihre Ursache nicht nur in der
Veränderung der Qualifikationsinhalte durch den technischen Fortschritt, sondern auch in einer
sprachlichen Modernisierung, die einen möglicherweise wertenden Kontext vermeidet. Der „Tage-
löhner“ wurde vom „Hilfsarbeiter“, dieser vom „Produktionsmitarbeiter“ abgelöst.