Page 32 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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                               3.2.2 Die zwei „Abteilungen“ der „Pegnitzhütte“

               Das gesamte Pegnitzer Werksgelände umfasste beim Produktionsbeginn 1890 gera-
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               de einmal 14 670 m  und damit nur etwa ein Zwanzigstel des heutigen Firmenareals.
               In den erworbenen Gebäuden wurden die Eisengießerei und die Maschinenfabrik für
               die Armaturenerzeugung eingerichtet. Im Briefkopf von 1925 bezeichnete die Firma
               die beiden Werksteile als „Abteilung I Armaturenfabrik“ und „Abteilung II Eisengieße-
               rei“ und ihre Pegnitzer Fabrik als „Pegnitzhütte“ (Abb. 23).























                Abb. 23:  Briefkopf von 1925: Der Name „Pegnitzhütte“ geht auf den Farberden verarbeitenden
                Betrieb zurück, der kurzzeitig in Pegnitz tätig war, vgl. Abschnitt 2.1. Die beiden Betriebsteile,
                bezeichnet als „Abt. I“ und „Abt. II“, hatte Amag-Hilpert 1890 in der gekauften Fabrikanlage einge-
                richtet.
                Quelle: Archiv des Verfassers.


               Abb. 24 zeigt die einzelnen Gebäude der Fabrik; sie stammten vollständig von den
               Vorgängerfirmen. Zur Eisengießerei gehörten die Gebäude 5 und 9; in der Formerei
               (Halle  5)  waren  auch die  zwei  Kupolöfen  (Gebäudeteil  6)  installiert,  mit  denen  der
               Grauguss aus Gusseisen und Schrott erschmolzen wurde  (Skizze eines Kupolofens
               im Anhang 10).  Auch die Modellschreinerei (Halle 3) zählt zum Gießereibereich (sie-
               he Anhang 12(2)). Im südwestlichen Teil des Werksgeländes (Gebäudeteile 3 und 4)
               wurden Bearbeitungsmaschinen für die Produktion der Armaturen (Schieber, Ventile,
               Absperrhähne)  aufgestellt,  also  vor  allem  Dreh-,  Fräs-  und  Bohrmaschinen.  Diese
               Maschinen wurden  über Transmissionseinrichtungen von einer zentralen Dampfma-
               schine (Gebäude 10) angetrieben. Die Dampferzeugung erfolgte im Kesselhaus (Ge-
               bäude 11 und 12).1892 wurde mit Hilfe eines Generators, von der Dampfmaschine
               angetrieben, Elektrizität erzeugt. Das elektrische Licht in der Fabrik wurde von den
               Menschen als Sensation wahrgenommen. In der Stadt Pegnitz konnten die bis dahin
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               üblichen Rüb- oder Erdöllampen erst 1915 durch die Elektrizität abgelöst werden.
               Mit der künstlichen Beleuchtung ließ sich die Produktion in der Fabrik vom natürli-
               chen Tageslichtrhythmus lösen, so dass auch in den Wintermonaten mit der kurzen
               Tageslichtphase  die  langen  Arbeitszeiten  sowie  ein  Mehrschichtbetrieb  besser  als
               vorher genutzt werden konnten. Ab Anfang der 1920er Jahre setzten sich Elektromo-
               toren  zum Betrieb  der Werkzeugmaschinen durch, und  1930  wurde  die  Dampfma-
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               schine  stillgelegt.   Transmissionsriemen  zur  Kraftübertragung  gab  es  jedoch  noch

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                  Heinrich Bauer II, 486 f. Für kurze Zeit lieferte die Pegnitzhütte den Strom ins Ortsnetz der Stadt.
               (Ludwig Büttner, 600 Jahre Stadt Pegnitz, Pegnitz 1955, 25).
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                  Vgl. Abschnitt 6.3.2.
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