Page 37 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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                                         3.2.3 Die Belegschaft in Pegnitz

               Die Fotografie mit den vielen Mitarbeitern (Abb. 29) dürfte noch vor der Jahrhundert-
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               wende  entstanden  sein.     Sie  zeigt  vermutlich  die  komplette  Belegschaft  des
               Pegnitzer  Werkes.  Der  Anlass  für  die  Aufnahme  ist  unbekannt.  Man  beachte  den
               Aufwand für die sorgfältige Gruppierung der vielen Leute und die Präsentation der in
               Pegnitz hergestellten Fertigerzeugnisse (Armaturen), darunter ein mannsgroßer Ab-
               sperrschieber.

               Bemerkenswert ist die geringe Anzahl der Angestellten, die in der vordersten Reihe
               sitzen. Obwohl sich etwa seit 1890 dieser Begriff durchgesetzt hatte, werden sie auf
               dem Bild noch als „Fabrik-Beamte“ bezeichnet. Ihre Anordnung auf dem Bild und ihre
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               Kleidung  lassen  ihre  herausgehobene  gesellschaftliche  Positionierung  erkennen.
               Die wenigen Frauen (im Bild links oben) zeigen, dass die Fabrik (noch) eine Män-
               nerwelt war. Möglicherweise stellten sie das Kantinenpersonal, oder es sind Reini-
               gungskräfte für die Büros. Das Berufsbild der „Stenotypistin“  gab es noch nicht; die
               Schreibarbeit (noch per Hand) war Männersache. Auffällig sind viele jugendliche Be-
               schäftigte, für die seit der Novellierung der Reichsgewerbeordnung vom 1. Juni 1891
               ein Mindestalter von 13 Jahren notwendig war. Die 13jährigen begannen ihr Berufs-
               leben nach dem Abschluss der siebenjährigen Volksschule zunächst als sogenannte
               „Laufburschen“, bei festgestellter Eignung wurden sie als „Lehrlinge“ (heute „Auszu-
               bildende“) für bestimmte Ausbildungsberufe, z. B. Former oder Dreher, übernommen.

               Die beiden Bilder im Anhang 12 (1) entstanden 1896 durch einen auswärtigen Foto-
               grafen. Hier wurde die  Belegschaft der Gießerei, auf dem Foto als „Kernmacher und
               Formmaschinisten“ bezeichnet, und die der Armaturenfertigung getrennt abgelichtet.
               Die  „Fabrikbeamten“  fehlen.  Allein  auf  den  beiden  Abbildungen  sind  mehr  als  100
               Beschäftigte erkennbar. Drei Jahre später, am Ende des Jahres 1899, „beschäftigte
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               die  F a b r i k  420 - 430 Arbeiter“.   Hier kommt – von Heinrich Bauer hervorgeho-
               ben – die Bezeichnung  zum Ausdruck, mit der der einzige Industriebetrieb am Ort
               lange  Jahre  benannt  wurde.  Zu  den  Arbeitern  des  Gießereibereichs  gehörten  die
               Modellschreiner,  die  im  Jahr  1900  in  einem  Bild  festgehalten  wurden  (Anhang  12
               (2)).














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                  Im Gegensatz zu den Bildern im Anhang 12 ist bei diesem Foto das Aufnahmedatum nicht überlie-
               fert.
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                   Beim Konkurrenten KSB in Frankenthal sind im Jahr 1913 ca. 20 % der Beschäftigten Angestellte,
               ähnlich dürfte dies auch bei Amag-Hilpert gewesen sein. Vgl. Abschnitt 4.2.2.
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                  Heinrich Bauer I, 340. Bei Bauer findet man im „Register“ (1. Auflage 1909) bzw. „Seitenweiser“ (2.
               Auflage 1938) das Unternehmen weder unter Amag noch unter Pegnitzhütte, sondern nur unter dem
               Stichwort Fabrik.
               Zur Entwicklung der Mitarbeiterzahl siehe Abschnitte 3.3, 6.3.3, 7.5.1, 8.5 (Anm. 340), 10.1 sowie Abb.
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