Page 26 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               Im Amag-Briefbogen von 1906 sind die Wiener  Werke abgebildet (Abb. 17), links die
               Armaturenfabrik in der Erlachgasse 17 und rechts die Eisengießerei in der Dampf-
               gasse 4 - 6. Nach einer am Standort Pegnitz  vorliegenden Notiz beschäftigten die
               Amag-Fabriken  in  Wien  1897  ca.  1500  Mitarbeiter.  Sie  hatten  damit  ungefähr  die
               gleiche Größe wie die Werke in Nürnberg und Pegnitz zusammen. Der Niedergang
               begann mit dem Zusammenbruch der österreichischen Doppelmonarchie. Der Ver-
               such, die Wiener Werke über die Kooperation mit der Firma Bopp & Reuther GmbH,
               Wien, zu retten, hatte keinen dauerhaften Erfolg. Aber erst während der „Weltwirt-
               schaftskrise“ Anfang der 30er Jahre entschlossen sich Kuhlos Nachfolger, das Wie-
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               ner Unternehmen ganz aufzugeben.



















                Abb.17: Die Amag-Fabriken in Wien 1906, vgl. Anhang 5.
                Quelle: Archiv des Verfassers.

               Zur Finanzierung der umfangreichen Investitionen, vor allem für Kauf und Ausbau der
               Werke  in  Pegnitz  und Wien,  emittierte    Richard  Kuhlo  in  mehreren  Schritten  neue
               Aktien. 1894/95 erhöhte er das Aktienkapital von 1,1 Millionen auf 2 Millionen Mark,
               1896 auf 3,5 Millionen Mark und 1898 auf 5 Millionen Mark. Zudem wurde 1898 mit
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               einer  Schuldverschreibung  über  1,2  Millionen  Mark  Fremdkapital  aufgenommen.
               Die Emission der neuen Aktien über die Wertpapierbörse veränderte die Eigentümer-
               struktur. Die Familie Hilpert/Kuhlo verlor ihren Einfluss, und am Ende steht mit der
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               KSB AG ein neuer Mehrheitsaktionär.

               In den Werken Pegnitz und Nürnberg arbeiteten im Jahr 1898 insgesamt 1500 Men-
               schen, der Großteil am Standort Nürnberg. Pegnitz mit seinen damals ca. 400 Mitar-
               beitern war nur eine relativ kleine „Zweigstelle“ mit dem Schwerpunkt Gießerei. Doch
               auch dieser Zweigbetrieb war für die damalige Zeit schon ein „Großbetrieb“ (statis-
               tisch definiert als Firma mit mehr als 50 Beschäftigten) und das Gesamtunternehmen
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               mit  seinen  weit  mehr  als  1000  Beschäftigten  ein  „Riesenbetrieb“.   Mit  einem  Um-
               satzerlös von 8,1 Mio Mark (1898) und 9,5 Mio (1899)        45  gehörte das Unternehmen
               zur bayerischen Großindustrie.


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                  Gert von Klass, 100 Jahre, 38. Vgl. Abb. 62.
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                  Gert von Klass, 100 Jahre, 29.
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                  Vgl. Abschnitt 9.1.
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                  Jürgen Osterhammel, Das 19. Jahrhundert. Informationen zur politischen Bildung, 315/2012, 62. Im
               Jahr 1912 beschäftigten die 1836 Fabriken in der großen Industriestadt Chemnitz durchschnittlich
               40 Arbeiter. (http://www.spd-chemnitz.de/eine-sozialdemokratische-subkultur.html. Abruf 29.12.2014).
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                  Gert von Klass, 100 Jahre, 30. Die Umsätze der österreichischen Werke sind nicht enthalten. KSB
               in Frankenthal erzielte 1913 einen Umsatz von 7,9 Mio Mark. Auch dort zeigt sich die stürmische Wirt-
               schaftsentwicklung: Die Mitarbeiterzahl stieg von 1200 im Jahr 1909 auf über 1700 im Jahr 1913.
               (Gert von Klass, Die Goldene Mitte, KSB Frankenthal 1971, 23 und die Abbildung zwischen den Sei-
               ten 16 und 17). Zur Beschäftigtenzahl der Amag siehe Anmerkung 79 im Abschnitt 3.3.
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