Page 22 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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zent niedriger sind als in Nürnberg. Nach eingeholten fachmännischen Urteilen
ist die Fabrik für die Errichtung einer Eisengießerei und den Betrieb einer Ma-
schinenfabrik wie geschaffen; wir beschlossen deshalb, in dem einen Teile die-
ses neu erworbenen Etablissements eine Gießerei zu errichten und den anderen
Teil mit zur Fabrikation unserer Artikel zu benützen.“ […] Wegen der Probleme
bei der Gussbeschaffung war die „Einrichtung einer eigenen Gießerei […] ein
unumgängliches Be-
dürfnis […]“.
Der Gleisanschluss und
damit der unmittelbare
Zugang zum damals weit-
aus wichtigsten Verkehrs-
träger, die niedrigen Lohn-
kosten, die nur bei drei
Viertel des Nürnberger
Niveaus lagen und der
außerordentlich günstige
Kaufpreis für die vorge-
fundenen und gut geeigne-
ten Fabrikgebäude mit
einem Zehntel der Geste-
hungskosten gaben also
den Ausschlag für die Abb. 14: Bahnhof Pegnitz um 1902. Für die Industrieansiedlung
Standortentscheidung. war der (inzwischen von der Bahn AG längst aufgegebene) Gü-
Wesentlich dürfte zudem terbahnhof entscheidend, der sich in Verlängerung des linken
der zeitliche Aspekt gewe- Bildrandes befand. Für die Aufnahme stellten sich die vielen
Pegnitzer „Bahnbeamten“, die bis 1918 auch die Aufgaben des
sen sein: Richard Kuhlo
späteren Postamtes zu erledigen hatten, dem Fotografen.
konnte sofort mit der Aus- Quelle: Bauernfeind, W.: Raum, Zeit und Menschen, Bayreuth 1990, 101.
rüstung der vorhandenen
Fabrik beginnen und musste nicht erst die Zeit für die Errichtung der Gebäude ab-
warten. Zusätzlich zum Kaufpreis wurden Investitionskosten für Öfen und Maschinen
von 150.000 Mark eingeplant. Für den örtlichen und innerbetrieblichen Transport
dienten Pferdefuhrwerke. Allein im Jahr 1899 wurden im Pegnitzer Werk 21 Pferde
und einige Wagen angeschafft.
Zu den günstigen Standortfaktoren gehörten auch die einfache Verfügbarkeit von
Wasser und Sand. Die Wasserversorgung konnte 17 Jahre lang mit einem eigenen
Brunnen im Werksgelände sichergestellt werden. Dieser wurde überflüssig, nachdem
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in der Stadt Pegnitz 1906/07 ein zentrales Wasserleitungsnetz aufgebaut war, an
das sich die Fabrik anschloss. Die geologischen Gegebenheiten ermöglichten die
kostengünstige Beschaffung des für die Gießerei benötigten Formsandes aus nahe
gelegenen Sandgruben. Für die Anfertigung von Formkernen aus Heuseilen kaufte
man das saure Gras aus den sumpfigen Wiesen in der Nachbarschaft.
Nach dem Kauf der ehemaligen Drahtfabrik von F. C. Merkel standen vier Monate
für die Anwerbung der ersten Mitarbeiter zur Verfügung, um im Juni 1890 mit der
Produktion in der „Pegnitzhütte“, zuerst in der Gießerei, zu beginnen.
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Heinrich Bauer I, 333 f.