Page 21 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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Nürnberger Amag - war entscheidend, dass er in der Fabrik eine Eisengießerei be-
treiben konnte und nicht mit Hindernissen rechnen musste.
2.2 Die Ansiedlung der Nürnberger Amag
Zeitgleich mit der Rechtsformänderung 1889 betrieb Richard Kuhlo den Immobilien-
erwerb in Pegnitz. Die stürmische Entwicklung des Unternehmens und die einge-
schränkten Expansionsmöglichkeiten in Nürnberg hatten Richard Kuhlo zur Suche
nach einem geeigneten Ausweichquartier gezwungen, zumal mit einer eigenen Ei-
sengießerei die – wie er schreibt – „verteuernden Engpässe“ bei der Gussbeschaf-
fung ausgeschaltet werden sollten.
„Die eingelaufenen Aufträge häuften sich oft derart, daß dieselben auf lange Lie-
ferzeiten vertröstet werden, oft aber auch zurückgewiesen werden mußten […].
Dies war auch der Grund, weshalb wir ernstlich an eine Vergrößerung der Fabrik
denken mußten. Hierzu bot sich Gelegenheit durch den Erwerb der neu erbauten
und auf das Solideste hergestellten Fabrik der Firma F. C. Merkel in Pegnitz.“
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(Geschäftsbericht der AG für 1889/90)
Am 13. Februar 1890 wurde der Kauf auf der Grundlage des genannten Beschlusses
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des Bezirksamts Pegnitz besiegelt. Die Amag musste die Bedingungen akzeptie-
ren, die das Bezirksamt an die Erlaubnis zum Aufbau einer Eisengießerei geknüpft
hatte:
Die Unfallverhütungsvorschriften der Süddeutschen Eisen- und Stahl-
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Berufsgenossenschaft sind einzuhalten.
Es ist für eine Staubabsaugung zu sorgen.
Es ist allen Anordnungen des Bezirksamtes Folge zu leisten, „die später im In-
teresse der Nachbarn oder der Arbeiter oder auch aus bau-, feuer-, gesund-
heits- und gewerbepolizeilichen Gründen notwendig werden sollten“.
Richard Kuhlo hatte sich bei der Errichtung eines Zweigwerkes nicht für die nähere
Umgebung Nürnbergs, sondern für das immerhin 60 km entfernte Pegnitz entschie-
den. Der Entschluss dürfte ihn bei den verfügbaren Kommunikations- und Trans-
portmöglichkeiten am Ende des 19. Jahrhunderts nicht leicht gefallen sein. In dem
genannten Geschäftsbericht beschreibt er die ausschlaggebenden Gründe:
„ Diese Fabrik […] liegt direkt neben dem Bahnhof in Pegnitz und ist mit demsel-
ben durch Schienengleise verbunden, so daß alle ankommenden und abgehen-
den Güter in der Fabrik direkt in die Eisenbahnwaggons ein- und von diesen
ausgeladen werden können. Wenn dies schon ein großer Vorteil und jedes
Fuhrwerk dadurch erspart wird, so lag noch ein weiterer Reiz in dem außeror-
dentlich günstigen Ankaufspreis, welcher nur 60.000 Mark betrug, während die
Erbauung […] seinerzeit den Betrag von ca. 600 000 Mark gekostet hatten. Ein
weiterer Vorteil ist in den Arbeitslöhnen zu suchen, welche in Pegnitz ca. 25 Pro-
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Zitiert bei Gert von Klass, 100 Jahre, 24.
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Heinrich Bauer (II) nennt als Kaufdatum der Immobilie den 13.12.1890 (S. 571) und auf Seite 819
den 13.02.1890. Richtig ist der 13.02.1890, denn die Eisengießerei nimmt schon am 25. Juni 1890 die
Arbeit auf (Gert von Klass, 100 Jahre, 27). Auch im Handelsregister ist die Eröffnung des Zweigwer-
kes Pegnitz am 25.06.1890 datiert.
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1884 war die gesetzliche Unfallversicherung der Arbeitnehmer eingeführt worden. Deren Träger war
für die Amag-Belegschaft die genannte Berufsgenossenschaft. Sie ging zwischenzeitlich in der „Be-
rufsgenossenschaft Holz und Metall“ auf.