Page 19 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
P. 19

11


                                2. Das Industrieareal am Pegnitzer Bahnhof

                                 2.1 Die Anfänge: Farbmühle und Drahtfabrik


               Kaum einhundert Meter östlich des Pegnitzer Bahnhofs – dieser nahm 1877 seinen
               Betrieb auf – hatte  die „Compagnie Générale des mines d’ocre et de baryte á Paris“
                                                               im  Jahr  1882  eine  erste  Fabrikanlage
                                                               errichtet (siehe Anhang 22).

                                                               Dieses französische Unternehmen bau-
                                                               te  östlich  von  Pegnitz  bei  den  Dörfern
                                                               Troschenreuth  und  Sassenreuth  die  in
                                                               der geologischen Juraformation Dogger-
                                                               Beta  anstehenden  roten  und  gelben
                                                                                               22
                                                               Farberden  (Rötel,    Bolus)  ab.   Für  die

                                                               Weiterverarbeitung zu Erdfarben errich-
               Abb. 12:  Stempel der Pariser „Dampffarbmühle“.   tete  diese  Firma  eine  „große  Fabrik“
                                                                                                        23
               Quelle: Stadtarchiv Pegnitz G II e/123/ Nr. 16.
                                                               am  neuen  Pegnitzer  Bahnhof,  die
               „Pegnitzhütte“.  Die Farbenfabrik scheiterte schon nach nur zwei Jahren, doch blieb
                                                                                          24
               der „Name Pegnitzhütte [...] seit jener Zeit mit diesem Ort verbunden.“   Diese mon-
               tanindustrielle Bezeichnung für die Fabrikanlage am Bahnhof blieb über Jahrzehnte
               erhalten und wurde 1939 – wie noch gezeigt wird - sogar Bestandteil des handels-
               rechtlichen  Firmennamens  der  Amag.  Heute  ist  der  Begriff  im  örtlichen  Sprachge-
               brauch nicht mehr erkennbar.






















                             Abb. 13:  Noch aktive sporadische Rötelgewinnung in einem kleinen
                             Tagebau bei Pegnitz-Troschenreuth 2014.
                             Foto des Verfassers.


               Bald  nach  ihrer  Gründung  geriet  die  französische    „Dampffarbmühle“  in  Zahlungs-
               schwierigkeiten:  Nach  der    Zwangsversteigerung  von  ca.  2100  Tonnen  roher  und
               gemahlener Farberden folgte am 16. März 1885 die Versteigerung der Pegnitzhütte,
               die „um den Preis von 46 010 Mk, einem hierselbst sich gebildeten Consortium an-
                               25
               heim gefallen“   ist.

               22
                  vgl. Gerhard Philipp Wolf und Walter Tausendpfund, Pegnitz – Veldensteiner Forst, Erlangen 1986,
                  331. Den Baryt (Schwerspat) gewannen die Franzosen in Rothenkirchen im Kronacher Land.
               23
                  Heinrich Bauer I, 332.
               24
                  Gert von Klass, 100 Jahre, 27.
               25
                  Amts- und Anzeigenblatt des k(öniglichen) Bezirksamts Pegnitz vom 17.03.1885 sowie vom
               20.02.1885.
   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24