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               schließen, der ihm eine monopolartige Stellung bei der Gas- und Wasserversorgung
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               der Stadt sicherte.  Diesen Vertrag konnte Richard Kuhlo 1890 – also im gleichen
               Jahr,  in  dem  die  Produktion  in  seiner  Fabrik  in  Pegnitz  begann  –  um  die
               Elektrizitätsversorgung  der  Stadt  erweitern,  so
               dass  die  Firma  in  Karlsbad die  Funktion  eines
               kommunalen Eigenbetriebs wahrnahm.

               Die Abbildung 16 aus dem Jahr 1892 weist auf
               die Hilpert-Fabriken in Karlsbad und Doniz (bei
               Karlsbad) hin, und der Briefkopf aus dem Jahr
               1900  (Abb.  15)  zeigt  in  der  unteren  Reihe ne-
               ben  den  Amag-Niederlassungen  in  Wien  und
               Zürich  die  Amag-Werke  in  Böhmen  auch  bild-
               lich.
               Im  Zuge  einer  Straffung  des  umfangreichen
               Geschäftsfeldes  verkaufte  Richard  Kuhlo  1904
               die  Einrichtungen  und  Rechte  an  die  Stadt
               Karlsbad.  Schon  1891  hatte  sich  Kuhlo  aus
               dem  Installationsgeschäft  zurückgezogen  und
               seinen  Nürnberger  Betrieb  am  Unteren  Berg-
               auerplatz an seine Schwäger August und Jean
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               Hilpert  verkauft.   Zum  Metier  der  AG  wurden
               rasch Pumpen und Armaturen. Wie die Abb. 16
               zeigt, liegt der Schwerpunkt des Fertigungspro-
               gramms schon 1892 bei dieser Produktgruppe.

               Parallel zur Aufgabe überkommener Geschäfts-
               felder verfolgte Richard Kuhlo die Expansion in
               den  Kernbereichen.  Am  bedeutsamsten  war
               hier  die  Errichtung  des  großen  Zweigbetriebes
               in  Pegnitz  ab  1890.  In  Zürich  (siehe  Skizze  in
               der  Abb.  15)  eröffnete  er  1893  ein  Zweigge-
               schäft.  Einen  attraktiven  Markt  erkannte  Kuhlo
               in  dem  großen  habsburgischen  Österreich.
               1896,  also  sechs  Jahre  nach  der  Werksgrün-
               dung in Pegnitz, errichtete er jetzt auch in Wien
               die zwei Produktionsbereiche Gießerei und Ar-
               maturenfabrik. Zu diesem Zweck erwarb er die
               bedeutendste  Armaturenfabrik  Österreichs,  S.
               Kelsen  in  Wien  mit  einer  Filiale  in  Budapest,
               und  die  Gießerei  C.  Collmann’s  Nachfolger
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               Matth.  Köpf.   Mit  den  Wiener  Produktions-

               stätten  konnte  die  Zollmauer  umgangen  wer-
               den,  die  einen  Warenexport  nach  Österreich       Abb. 16: Das Lieferprogramm auf einem
               verhindert hatte.                                     Briefbogen von 1892, vgl. Anhang 3.
                                                                     Quelle: Archiv des Verfassers.





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                  Die Gasbeleuchtung ersetzte die bis dahin üblichen Petroleumlampen.
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                  Vgl. Abschnitt 1.4.
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                  Gert von Klass, 100 Jahre, 29.
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