Page 123 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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liegen bei 60 %) konnten allein in der prosperierenden „Pegnitzhütte“ einen neuen
Arbeitsplatz finden.
Dem Niedergang von Teppichfabrik und Bergwerk steht die Entwicklung der Maschi-
nenfabrik Baier + Köppel (BEKA) gegenüber, die sich nach dem Krieg in Pegnitz
angesiedelt hatte und schon bald 60 Mitarbeiter beschäftigen konnte. Bis 1998 stieg
deren Zahl auf 250 und bis 2005 auf ca. 400. 341 Diese Zahl verdoppelte sich in den
folgenden zehn Jahren. 342 Die expandierende Firma leistet heute einen herausra-
genden Beitrag für die regionale Wirtschaftskraft.
8.6 Die Stadt Pegnitz auf dem Weg in die Dienstleistungsgesellschaft
Der wirtschaftliche Aufschwung nach 1949 veränderte die Stadt erheblich. Zwischen
1952 und 1972 wurden 1000 neue Wohnungen gebaut 343 , das Wasser- und Kanal-
netz an den gewachsenen Bedarf angepasst und die Verkehrswege modernisiert.
1974 ging die erste Ampel in Pegnitz in Betrieb. Im Zuge des Ausbaus der örtlichen
Infrastruktur wurden zahlreiche öffentliche Einrichtungen geschaffen. 344
1952 Kreisberufsschule, Feuerwehrgebäude
1954 Erweiterung der Volksschule
1957 Gymnasium
1961 Krankenhaus
1966 Altenheim
1965 Katholische Herz-Jesu-Kirche (der Turm kam erst 1985 dazu)
1966/67 Realschule, Landratsamt (ab 1976 Justizschule)
1968 Schülerheim am Gymnasium
1970 Hallenbad
1974 Eisstadion
1977 Freibad
Auf der Basis der genannten öffentlichen Investitionen – die Liste ist nicht vollstän-
dig – entfaltete sich auch in Pegnitz mit Beginn der 70er Jahre ein Trend zur
„Tertiarisierung“, der sich wegen der zwischen 1972 und 1978 durchgeführten Ge-
bietsreform verstärkte. Mit der Ausdehnung des Stadtgebietes über alte politische
2
und konfessionelle Grenzen hinweg von 8 km auf 100 km 2 und dem Anstieg der
Einwohnerzahl von 8800 auf 14000 erfuhr die Stadt einen deutlichen Zentralitätsge-
winn. 345 Auf dieser Grundlage entwickelte sich in Pegnitz ein „tertiärer Sektor“ mit
341
Karl Meyer, Die Stadt Pegnitz, 532, und Tausendpfund, Walter: Handel, Handwerk, Industrie im
Verlauf der Pegnitzer Stadtgeschichte, 113.
342
Nach den Informationen auf der Website gehört die Firma in der Rechtsform einer GmbH & Co KG
mit ihrer Firmengruppe heute „zu den weltweit führenden Herstellern von Wartungssystemen“. Der
„Global Player“ beschäftigt über 1000 Mitarbeiter, davon in den Werken in und um Pegnitz ca. 800
(Abruf 01.04.2015). Im September 2019 wurde die Firma von der amerikanischen Timken Company
für 165 Millionen US-Dollar gekauft.
BEKA und KSB bieten zum Teil identische Ausbildungsplätze an; obwohl sie um das gleiche Mitarbei-
terpotential in der Region konkurrieren, betonen beide die guten Beziehungen zueinander.
343
Wolfgang Handrick, Die Geschichte der Stadt Pegnitz, 47.
Zum Wohnraumbedarf in Pegnitz vgl. Abschnitt 8.2.
344
Zum Ausbau der städtischen Infrastruktur und zu den öffentlichen Investitionen in Pegnitz nach
1950 siehe „Pegnitz, 650 Jahre Stadt“, Pegnitz 2005, hier die Aufsätze von
1. Wolfgang Handrick, Die Geschichte der Stadt Pegnitz, 46 ff,
2. Peter Spätling, Straßenverkehr, Post und Eisenbahn, 76,
3. Walter Tausendpfund, Handel, Handwerk, Industrie, 110 ff,
4. Gerhard Philipp Wolf, Von Schulen und Schulmeistern, 134 ff.
345
Vgl. Manfred Richter, Gebietsreform in den Jahren 1972-1978, in: Pegnitz, 650 Jahre Stadt, 342.