Page 122 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               Textilindustrie. Im Jahr 2000 wurde die Produktion eingestellt. Auf dem ehemaligen
               Betriebsgelände  an  der  Nürnberger  Straße  befindet  sich  heute  ein  Einzelhandels-
               zentrum.

               Ein ähnliches Schicksal erlitt vorher das Eisenerzbergwerk Kleiner Johannes, das
               schon 1945/46 und von 1949 bis 1951 die Förderung eingestellt hatte. Dann gelang
               eine Wiederaufnahme der alten Lieferbeziehungen zum Stahlwerk in Linz,          338   und in
               50 bis 60 offenen Eisenbahnwaggons wurde täglich die gesamte Fördermenge zum
               österreichischen Staatskonzern (Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke –

               VOEST –) transportiert. 1955 arbeiteten in Pegnitz wieder 430 Bergleute.      339  Die Kün-
               digung des Liefervertrags durch VOEST zum 31. Dezember 1967 zwang die Salzgit-
               ter AG, an die das Werk nach 1945 gefallen war, zur Schließung der Pegnitzer Gru-
               be.



































                Abb. 81: Die Werksanlagen der Eisensteinzeche „Kleiner Johannes“ in Pegnitz (Ansicht von Wes-
                ten, um 1960). Durch die langgestreckten Gebäude wurde das Roherz zur Aufbereitungsanlage im
                Vordergrund gebracht. Das angereicherte Erz wurde auf Güterzüge (der Gleisanschluss im Vorder-
                grund) verladen, das taube Gestein wurde mit einer Drahtseilbahn zur Halde (links außerhalb des
                Bildes) befördert. Am rechten Bildrand in der Mitte zwei Wohnhäuser der Amag.
                Quelle: Archiv Jörg Wettengel, Pegnitz.

               Die Bedeutung der Zeche für den regionalen Arbeitsmarkt wird zwar überschätzt           340 ,
               dennoch verlor die Stadt und ihre Umgebung mit dem Verlust von zuletzt noch 338
               Arbeitsplätzen einen erheblichen Teil ihres wirtschaftlichen Potenzials. Die gute all-
               gemeine Wirtschaftslage verschonte die meisten der entlassenen Bergleute von ei-
               ner dauerhaften Arbeitslosigkeit, und viele von ihnen (Schätzungen von Zeitzeugen


               338
                  Vgl. Abschnitt 7.3.
               339
                  Karl Meyer, Die Stadt Pegnitz, 520, 523.
               340
                  Der Vermerk von Peter Spätling, dass 1955 die Zeche der „bedeutendste Arbeitgeber der Stadt
               war“, ist nicht zutreffend. (Peter Spätling, Die 600-Jahr-Feier der Stadt Pegnitz im Jahre 1955, in:
               Pegnitz – 650 Jahre Stadt, 225). 1955 beschäftigte die Amag in Pegnitz ca. 1300 Mitarbeiter. Die wirt-
               schaftliche Bedeutung der Zeche für Pegnitz wird überbewertet, vgl. auch Anmerkung 269 in Abschnitt
               7.3.
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