Page 117 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               Teil am Standort Pegnitz. Jetzt teilte die Geschäftsleitung in der Werkszeitschrift mit,
               dass sich die Arbeitsmarktlage „… so weit entspannt (hat), daß es seit langer Zeit
               wieder einmal möglich war,  uns von einigen Mitarbeitern zu trennen, die nicht zu uns
               paßten.“ Und es wird hinzugefügt: „Dieser Ausleseprozeß wird noch etwas weiterge-
               hen  und  notwendigerweise  auch  auf  den  Angestelltenbereich  ausgedehnt  werden.
               Die Zeit ist nicht fern, da eines Tages … auch ein Großteil der Büroarbeit transparen-
               ter und meßbarer gemacht werden kann.“       318  Nach diesem Personalabbau um wenig
               mehr  als  ein  Prozent  zählte  man  im  Herbst  1966  über  3000  Mitarbeiter,  davon  in
               Nürnberg 600, in Pegnitz 2415. (Von diesen wohnten 1223 in der Stadt Pegnitz.)         319

               Obwohl die wieder einsetzende Wirtschaftsbelebung im Frühjahr 1968 zu 90 Neuein-
               stellungen (und erheblicher Mehrarbeit)  führte, wurden die Höchststände der Vorjah-
               re nicht wieder erreicht. Mitte 1969 waren in Pegnitz und Nürnberg 1700 Arbeiter und
               870 Angestellte sowie 130 Lehrlingen beschäftigt.    320

               Trotz permanenter Rationalisierungsprogramme stieg zwischen 1955 und 1970 die
               Belegschaft um ca. 60 %, seit 1948 hatte sie sich verdreifacht. Auch die folgenden
               Jahre  waren  von  einem  stürmischen  Wachstum  geprägt:  In  den  deutschen  KSB-
               Werken  wuchs  zwischen  1969  und  1973  der  Umsatz  jährlich  um  durchschnittlich
               12,5 %  321 .

                          8.4.3 Teilhabe der Mitarbeiter am Wirtschaftswachstum

               Das Wirtschaftswachstum  wurde begleitet von sich ständig bessernden Arbeitsbe-
               dingungen. Der Tarifurlaub stieg von 14 Tagen (1950) auf 24 Tage (1973). 1967 war
               in der Metallindustrie die Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden erreicht. Die Lohn-
               steigerungen übertrafen bei weitem den Anstieg der Kosten für die Lebenshaltung,
               welche sich nur moderat erhöht hatten. Deshalb sind die Reallöhne (und mit ihnen
               der Lebensstandard) zwischen 1950 und 1973 Jahr für Jahr durchschnittlich um nicht
               weniger als 4,6 % gestiegen.   322

               Ein  Beispiel  für  einen  Werkmeister  der  Amag  zeigt  dessen  Partizipation  am  „Wirt-
               schaftswunder“:
               Sein monatliches Bruttoeinkommen betrug jeweils im Januar des Jahres
                      1950    360 DM
                      1953    526 DM               Jeweils im ersten Ausbildungsjahr bekam ein Amag-Lehrling
                      1956    618 DM              [Auszubildender] 1950 monatlich 35 DM, 1953 50 DM (deren
                                                  Kaufkraft lag etwa so hoch wie 90 bzw. 125 Euro in 2015).
                      1959    720 DM                Unmittelbar nach Abschluss der Ausbildung betrug 1952 das
                      1962    931 DM              tarifliche Monatsgehalt eines jungen kaufmännischen Ange-
                      1965   1125 DM              stellten 192 DM, welches durch eine freiwillige „Leistungszu-
                      1968   1278 DM              lage“ auf 220 DM erhöht wurde.
                      1971   1630 DM


               318
                  KSB-Post 9-10, 1966, 98.
               319
                  KSB-Post 5-6, 1966, 46 f. Fast gleich groß ist die Zahl der „Pendler“, von diesen kommen 860 aus
               einem Luftlinienradius von unter 10 km, darunter 159 aus Auerbach, 127 aus Hainbronn, 106 aus
               Troschenreuth. Zu beachten ist, dass die Zahlen für die Gemeindeabgrenzungen vor der Gebietsre-
               form gelten, vgl. Anhang 1(2). Zu den Pendlern vgl. Abschnitt 7.3.
               320
                  Unterlagen der KSB AG. Zur weiteren Veränderung der Beschäftigtenzahl siehe Abschnitte 10.1
               und 10.2.
               321
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 138.
               322
                  Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 5. Band, 60.
               Vgl. dazu die Entwicklung in der Hochjunktur zwischen 1890 und 1913 im  Abschnitt 3.4. Zu Arbeits-
               zeit und Urlaub vgl. Abschnitte 4.2.2, 6.3.1, 7.1, 7.5.1 und 11.3 mit Anmerkung 406.
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