Page 114 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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beförderten das Wachstum der deutschen Wirtschaft in noch nie dagewesene
Dimensionen: Das Bruttosozialprodukt stieg zwischen 1950 und 1973 mit jährlich
durchschnittlich 6,5 % doppelt so schnell wie das der USA, und auch die
europäischen Nachbarn blieben deutlich zurück. In diesem Zeitraum verdreifachte
sich das Pro-Kopf-Realeinkommen der Westdeutschen. Allein von 1950 bis 1952
stieg die westdeutsche Industrieproduktion um ein Drittel, der Export sogar um 200
Prozent. Die deutsche Hochkonjunktur war also stark exportorientiert. Schon 1952
hatte das Volkseinkommen wieder das Niveau von 1938 erreicht. 307 Der durch den
Koreakrieg (1950 – 1953) ausgelöste Wirtschaftsboom hielt der Tendenz nach bis
1973 an. Beendet wird er durch den Ölpreisschock. Dieser markiert gleichzeitig das
Ende der Nachkriegszeit. 308
.
8.4.2 Das Wachstum der Amag-Standorte
Die Umsatzerlöse der Amag betrugen 1949 10 Mio DM, 1951 20 Mio DM, 1956 40
Mio DM, 1958 50 Mio DM, 1961 70 Mio DM und 1962 75 Mio DM 309 , sie stiegen also
zwischen 1949 und 1962 um 650 %. Die Erzeugerpreise für Maschinen stiegen im
gleichen Zeitraum nur um 54 %, so dass sich die verkaufte Produktionsmenge mehr
als vervierfacht hat. 310 Die beeindruckende Zunahme der Mitarbeiterzahl, auf die un-
ten eingegangen wird, bleibt hinter dieser fulminanten Produktionssteigerung deutlich
zurück. Der damit verbundene Anstieg der Arbeitsproduktivität war nur deshalb mög-
lich, weil der Maschinenpark - nicht nur quantitativ - ausgebaut und in eine Verbes-
serung der Arbeitsabläufe investiert wurde.
Die weiter steigenden Umsatzerlöse auch in den folgenden Jahren wurden nicht nur
auf inländischen Märkten erzielt. 311 Schon im 2. Halbjahr 1948 war es gelungen, aus-
ländische Geschäftsbeziehungen wieder aufzunehmen und erste Exportaufträge zu
verbuchen. Um die ausländischen Vertriebskanäle der einzelnen Werke besser nut-
zen zu können und um eine Konkurrenzsituation im Ausland zu vermeiden, wurde
das gesamte Auslandsgeschäft 1952 in der „KSB Export GmbH“ mit dem Sitz in
Frankenthal zusammen gefasst. Mit dieser rechtlich selbständigen Firma konnten
nun die ausländischen Ingenieurbüros, Vertretungen und Servicebetriebe gemein-
sam genutzt werden, gleich, ob sie ursprünglich zur Amag oder zu KSB gehörten.
Auch die inländischen Amag-eigenen Ingenieurbüros wurden mit denen von KSB
räumlich zusammengelegt. Wie im Ausland hing auch hier das Firmenschild von
Amag-Hilpert noch einige Jahre neben dem von KSB an den Gebäudefassaden. 312
Die günstige Geschäftslage ermöglichte die Durchführung umfangreicher
Investitionsvorhaben in Pegnitz und in Nürnberg. 313 Mangels räumlicher
Erweiterungsmöglichkeiten in Nürnberg konzentrierte sich der Werksausbau auf
307
Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 5. Band, 53 f.
308
Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 5. Band, 60. Der Rohölpreis stieg 1973/74 um
400 %, bis 1980 nochmals um 130 %. (Der vergleichsweise niedrige Ölpreis von 2015/16 liegt ca.
beim Zehnfachen des Niveaus von 1970.)
309
Werkszeitschrift KSB-Post 11-12/1963, 88.
310
Preisindex 1949: 14,2; Preisindex 1962: 21,9; (21,9/14,2*100)-100 = 54 (Quelle: https://www-
gene-
sis.destatis.de/genesis/online;jsessionid=D925FF76B2FF1929CF5B16DA34B9793B.tomcat_GO_1_3
?operation=previous&levelindex=3&levelid=1482144149892&step=3).(Abruf: 14.04.2015).
Reales Wachstum 650/1,54 = 422 (%).
311
Geschäftsbericht der Amag-Hilpert-Pegnitzhütte AG 1948/49, 16.
312
Gert von Klass, 100 Jahre, 79.
313
Zu einzelnen Investitionsmaßnahmen vor 1954 vgl. Gert von Klass, 100 Jahre, 73 f.