Page 113 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               Die  hohe  Nachfrage führte  zu  steigenden Marktpreisen und  hohen  Unternehmens-
               gewinnen. Unterstützt von einer staatlichen Investitionsförderung erlaubten die nicht
               ausgeschütteten Gewinne     300  den Unternehmen eine hohe Selbstfinanzierungsquote
               bei den umfangreichen Investitionen in Gebäude und Maschinen, wie sie um diese
               Zeit auch in der Amag an ihren beiden Standorten erfolgten. Im Geschäftsbericht für
               1949 schreibt der Vorstand, dass jetzt, also sofort nach der Währungsreform,  der
               „systematische Ausbau“  des Pegnitzer Werkes begonnen habe. Dazu gehörte auch
               die Fertigstellung und Ausrüstung der großen Halle für die Pumpenfertigung auf der
               südöstlichen Ecke des Werksgeländes (W IV). Wie schon erwähnt, lag deren Baube-
               ginn vor 1945.

               Die Amag verstand sich noch immer als Nürnberger Unternehmen, und deshalb war
               gleich nach dem „Zusammenbruch“ mit dem Wiederaufbau des zerstörten Betriebes
               in Nürnberg begonnen worden.      301  Hier zeigt sich, dass der Wachstumsmotor, der in
               Westdeutschland schon im Herbst 1947 angesprungen war, auch die Amag erfasst
               hatte. 302   Schon  im  Juni  1948,  also  vor  dem  Wirksamwerden  der  Währungsreform,
               hatten 870 Arbeiter und 150 Angestellte einen Arbeitsplatz in der Amag,       303  der weit-
               aus größte Teil davon in Pegnitz.

               Im Geschäftsbericht ist zu lesen, dass sich 1949 über 100 Lehrlinge in Ausbildung
               befanden.  1954  waren  es  135  Lehrlinge,  darunter  36  Flüchtlinge.    304   Die  Ausbil-
               dungsplätze der Firma waren (und sind bis in die Gegenwart) bei den Schulabgän-
               gern und deren Eltern außerordentlich begehrt. Garantiert waren ein hohes Ausbil-
               dungsniveau, eine überdurchschnittliche Ausbildungsvergütung und die große Chan-
               ce,  bei  entsprechendem  Lehrabschluss  dauerhaft  als  Fachkraft  übernommen  zu
               werden.  305

               Die  durch  Währungsreform,  Deregulierung  und  Marshallplan  freigesetzten  Wachs-
               tumskräfte  führten  dazu,  dass  Ende  1948  die  westdeutsche  Industrieproduktion
               schon wieder bei 80 % des Standes von 1936 lag. Damit korrespondiert die Aussage
               im Amag-Geschäftsbericht von 1948/1949, dass man 1949 wieder die Umsatzhöhe
               von 1937 erreicht hatte, was dem Durchschnitt der westdeutschen Industrieprodukti-
               on entsprach.  306

                                  8.4 Die Amag und das „Wirtschaftswunder“

                       8.4.1 Die deutsche Volkswirtschaft zwischen 1949 und 1973

               Zwischen  1950  bis  1973  erlebte  die  Bundesrepublik  einen  wirtschaftlichen
               Aufschwung, wie es ihn nie vorher gegeben hatte. Die Entwicklung der Europäischen
               Wirtschaftsgemeinschaft und die Zunahme der weltwirtschaftlichen Integrationsdichte

               300
                  Zwischen 1948 und 1952 schüttete die AG nur 138 000 DM als Dividende aus, im gleichen Zeit-
               raum wurden 2 Millionen Mark für freiwillige soziale Leistungen (ohne betriebliche Altersversorgung
               und ohne Wohnungsbau) aufgewendet (Gert von Klass, 100 Jahre, 91 f.).
               301
                  Gert von Klass, 100 Jahre, 73.
               302
                  Vgl. Werner Abelshauser, Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von 1945 bis zur Gegenwart.
               2./München 2011, 13, 117, 119. Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 4. Band, 969.
               303
                  Gert von Klass, 100 Jahre, 68.
               304
                  Gert von Klass, 100 Jahre, 91.
               305
                  Im Frühjahr 2015 legten 67 Auszubildende des Werkes ihre Abschlussprüfungen ab; die über-
               durchschnittlichen Prüfungsergebnisse gelten als Beweis für die qualitativ hochwertige Ausbildung
               durch den Betrieb (Nordbayerischer Kurier vom 11. April 2015).
               306
                  Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 4. Band, 971 f. 1938 betrug der Amag-Umsatz 13
               Mio Reichsmark, vgl. Abschnitt 7.2.
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