Page 120 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
P. 120

112


               kennen,  dass  es  mehrheitlich  der  KSB  AG  gehörte.  Noch  fast  30  Jahre  wird  die
               Amag ihre beiden Standorte halten  können. 1978 wurde beschlossen, die Produkti-
               on in Nürnberg aufzugeben.  Das Amag-Gelände mit der Werkhalle gegenüber  der
               Glockenhofstraße wurde an die Stadt Nürnberg verkauft. Von nun an waren in der
               Pegnitzer Fabrik alle Produktionseinheiten zusammengefasst.

               Am  alten  Firmensitz  Nürnberg
               arbeitete  noch  weitere  sechs
               Jahre die Unternehmenszentra-
               le mit den zahlreichen Büroein-
               heiten und einigen hundert An-
               gestellten.    Die  Hoffnung  des
               Vorstandes  von  1950,  den    al-
               ten  Firmensitz  Nürnberg  auf
               Dauer  wieder  aufzuwerten,  er-
               füllte  sich  nicht:  1984  wurde
               auch die Verwaltung nach Peg-
               nitz  gebracht  und  der  Standort

               Nürnberg  vollständig  aufgege-
               ben. 331                             Abb. 78:  60 Jahre nach seiner Errichtung ist das ehemali-
                                                    ge Nürnberger Verwaltungszentrum der Amag-Hilpert-
               Die  Abbildung  78  zeigt  das  re-  Pegnitzhütte AG äußerlich unverändert.
               präsentative  Bürohaus  noch         Im Hintergrund die Bahnunterführung „Allersberger Tun-
               weitgehend im Originalzustand.       nel“.
                                                    Quelle: google.maps, 2014.


                          8.4.5 Kostenbelastung, Rationalisierung, Personalabbau

               In den fünf Jahren zwischen 1969 und 1973 hatten sich bei KSB der Auftragseingang
               und der Umsatz fast verdoppelt, wobei sich allerdings in den letzten Jahren der Kos-
               tendruck erheblich erhöht habe.   332  Dieser Kostendruck kam (noch) nicht vom explo-
               dierenden Ölpreis 1973, sondern von den gewerkschaftlichen Lohnforderungen, die
               seit der zweiten Hälfte der 60er Jahre kontinuierlich angestiegen waren, sowie von
               den steigenden Kosten für die „überaus generöse Ausdehnung des sozialen Sicher-
               heitsnetzes“ in der Bundesrepublik.   333  Im Geschäftsjahr 1964/65 stieg der Personal-
               bestand  der  Amag  um  5  %  gegenüber  dem  Vorjahr,  die  Personalkosten  erhöhten
               sich gleichzeitig um 13 %, und im Jahr darauf fiel zwar der Personalbestand um gut
               ein Prozent, trotzdem stiegen die Personalkosten um acht Prozent.       334  1971 liest man
               in der Werkszeitschrift: „Allein die Personalkosten stiegen 1970 gegenüber 1969 um
               etwa  20  Prozent,  einschließlich  des  höheren  Aufwandes  durch  das  Lohnfortzah-
               lungsgesetz, des längeren Urlaubs und der vermögenswirksamen Leistungen.“           335


               Die  ausufernde  Kostenbelastung  kam  nicht  nur  von  der  Mitarbeiterseite,  sondern
               auch von den ständig steigenden Preisen auf den Beschaffungsmärkten. Die hohen
               Personalkosten betrafen ja nicht nur die Branche, in der KSB tätig war. Auch die Lie-

               331
                  Siehe Abschnitt 10.2.
               332
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 138.
               333
                  Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 5. Band, 61 f.
               334
                  Werkszeitschrift KSB-Post Heft 11-12 1965, 83, und Heft 11-12 1966, 111.
               335
                  KSB-Post 1-3/1971, 2. Das Lohnfortzahlungsgesetz betraf die Arbeiter, die jetzt im Krankheitsfall
               den Angestellten gleich gestellt wurden. Die anfangs befürchtete Zunahme des Krankenstandes trat
               bei der Amag nicht ein, vgl. dazu Abschnitt 4.2.2.
   115   116   117   118   119   120   121   122   123   124   125