Page 121 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
P. 121
113
feranten von Material, Betriebsmitteln und Einbauteilen sowie die Anbieter der benö-
tigten Dienstleistungen haben ihre hohen Kosten nach Möglichkeit über Preiserhö-
hungen an ihre Kunden weiter gegeben. Die steigenden Kosten übten in der Amag
einen erheblichen Rationalisierungsdruck aus. Mit den neuen Maschinen und Be-
triebsmitteln trieb man die Automatisierung von Arbeitsprozessen voran. Die halbau-
tomatische Taktstraße im Armaturenbau sowie die vollautomatische Sandaufberei-
tung für die Formerei – beide schon 1951 eingerichtet – sind frühe Beispiele dafür.
Die radikale Umstellung des Gießprozesses auf eine leistungsfähige Elektro-
schmelzanlage (1967) wurde bereits erwähnt. Die Rationalisierungsbemühungen
beschränkten sich nicht auf den unmittelbaren Produktionsbereich. 1966 löste ein
elektronisches Rechenzentrum die Informationsverarbeitung mit den überholten Ta-
belliermaschinen auf der Basis der Lochkarte ab. Zeitgleich lief der Übergang zur
bargeldlosen Entgeltzahlung. Bis Anfang 1967 konnte man 90 % der Angestellten
dafür gewinnen, dass ihr Gehalt auf ein Bankkonto überwiesen wurde. Die restlichen
10 % und die Arbeiter erhielten ihren Lohn noch bar ausgezahlt. Zu diesem Zweck
wurde ein Mitarbeiter – um ihn vor Raubüberfällen zu schützen war er mit einer Pisto-
le bewaffnet – zur örtlichen Sparkasse gefahren, um Bargeld in benötigter Stücke-
lung in das Werk zu bringen. Dort mussten die individuellen Entgelte abgezählt und
in „Lohntüten“ verpackt den Beschäftigten ausgehändigt werden.
Eine einfache Weitergabe der Kosten über die Preise an die Amag-Kunden war we-
gen des Wettbewerbs nicht möglich, und trotz der Rationalisierungsmaßnahmen
konnte der Kostendruck im Inland nicht aufgefangen werden. In diese Zeit fallen Ent-
scheidungen, mit denen – begleitet vom Personalabbau auch im Werk Pegnitz – die
„Dritte Phase“ der Internationalisierung von KSB begann. 336
8.5 Die großen industriellen Partner in Pegnitz:
H. W. Poser, Eisensteinzeche, Baier + Köppel
Unter den Flüchtlingen
war Hartwig Walter Po-
ser, der 1950 nach Peg-
nitz gekommen war, hier
gleich mit dem Aufbau
seiner Teppichfabrik be-
gann und damit einen
wichtigen Beitrag zur
wirtschaftlichen Entwick-
lung von Pegnitz und
seinem Umland leistete
(Abb. 80). Ab 1952 ent-
Abb. 80: Maschinensaal der Teppichweberei H. W. Poser in Pegnitz
lastete dessen Nachfra- (um 1965).
ge nach Arbeitskräften Quelle: Archiv des Verfassers.
den Arbeitsmarkt ganz
erheblich. 1956 wurden 350, 1965 450 Mitarbeiter beschäftigt. 337 Das Unternehmen
profitierte zunächst von der sogenannten „Wohnungswelle“ im prosperierenden
Nachkriegsdeutschland, konnte sich aber auf Dauer nicht gegen die ausländische
Konkurrenz behaupten und wurde ein Opfer des Strukturwandels in der deutschen
336
Vgl. Abschnitte 10.1 und 10.4.
337
Walter Tausendpfund, Handel, Handwerk, Industrie im Verlauf der Pegnitzer Stadtgeschichte, in:
Pegnitz – 650 Jahre Stadt, 120 (R 21).