Page 127 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
P. 127
119
In Abb. 84 sind die beiden Männer genannt, die über KSB entscheidenden Einfluss
auf die Amag ausgeübt haben. Jakob Klein (in Abb. 83 stehend) war Mehrheitsaktio-
när und unternehmerischer Leiter von KSB. Otto Kühborth, als Großneffe ein weit
entfernter Verwandter, war sein leitender Mitarbeiter. Jacob Klein zog sich 1931 im
Alter von 62 Jahren aus dem Tagesgeschäft zurück und wechselte in den Aufsichts-
rat. Den Vorstandsvorsitz (und damit die Geschäftsführung) übertrug er dem
35jährigen Otto Kühborth. 353 Der kinderlose Firmenpatriarch sah in dem jungen Ma-
nager den idealen Nachfolger. 1942 adoptierte Jacob Klein diesen vertrauten Mitar-
beiter und setzte ihn zum Alleinerben ein. 354 . Sohn und Enkelkinder Otto Klein-
Kühborths führten das unternehmerische Erbe in die Gegenwart. 355
Abb. 85: Vier Generationen am Steuer des Unternehmens.
Quelle: Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 7, 51, 105, 139.
9.2 Die Integration der Amag in den KSB-Konzern
Mit dem Übergang der Aktienmehrheit an KSB war die Amag zwar noch eine recht-
lich selbständige Aktiengesellschaft, wirtschaftlich aber war sie als Teil des KSB-
Konzerns von der Muttergesellschaft abhängig. Vorrangiges Ziel jeder Übernahme
eines Unternehmens mit konkurrierendem Angebot ist die Beendigung dieser Kon-
kurrenzsituation. Dies kann geschehen durch Entfernung des übernommenen Unter-
nehmens aus dem Markt, oder – entsprechende Leistungsfähigkeit vorausgesetzt –
durch sinnvolle Integration in den eigenen Unternehmensverbund. KSB entschied
sich für die Integration, die formell erst 1959 mit der Fusion der beiden Aktiengesell-
schaften beendet wurde.
In den Geschäftsberichten 1948 und 1949 schreibt der Vorstand der Amag: „Wir ste-
hen in freundschaftlicher Geschäftsbeziehung zur Firma Klein, Schanzlin & Becker
AG., Frankenthal/Pfalz …“ 356 Die Tatsache, dass KSB der Eigentümer der Amag ist,
wird nicht benannt. Wenige Jahre später begann man mit einer strafferen Zentralisie-
rung und traf Absprachen über Markt-, Produkt- und Entwicklungsabgrenzungen der
353
Gert von Klass, Die goldene Mitte, 64.
354
Gert von Klass, Die goldene Mitte, 74. Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, Frankenthal 1996, 82,
96.
355
Vgl. Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 145 ff. Siehe Abschnitt 9.3.
356
Entsprechend dem Eigenkapitalanteil floss der größte Teil der von der Amag erwirtschafteten und
ausgeschütteten Unternehmensgewinne KSB zu. Im ersten Geschäftsjahr nach der Währungsreform
wurde in der Amag-Bilanz ein Gewinn von 48.000 DM bei einer Lohn- und Gehaltssumme von 5,3
Millionen DM ausgewiesen. (Geschäftsbericht der Amag-Hilpert-Pegnitzhütte AG 1948/49) Nur aus
dieser Perspektive war die Amag für KSB keine lohnende Investition.