Page 132 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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                                           10. Wegmarken nach 1980

                                      10.1 Der Zwang zur Neuausrichtung

               Ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre häuften sich die Schwierigkeiten, mit denen das
               Unternehmen  zu  kämpfen  hatte.  Der  Ölpreisschock  von  1973  traf  auf  strukturelle
               Probleme in der Bundesrepublik, die wachsende Arbeitslosigkeit wurde von ständig
               steigenden Löhnen begleitet. 1975 erreichte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen
               einen  Nachkriegsrekord.  Der  zweite  Ölpreissprung  von  1978  würgte  Erholungsten-
               denzen  ab.  Am  Jahresende  1980  lagen  20  %  der  deutschen  Industriekapazität
               brach.

               KSB wurde von der krisenhaften Entwicklung voll getroffen. Die wirtschaftliche Lage
               des Unternehmens verschärfte sich derart, dass sich 1982 Wolfgang Kühborth veran-
               lasst  sah,  die  Geschäftsführung  des  Konzerns  wieder  in  eigene  Hände  zu  neh-
               men. 369  Mit verstärkten Rationalisierungsanstrengungen und Produktionsverlagerun-
               gen versuchte man die Ertragskraft zu stärken. Über Einstellungsstopps, Kurzarbeit
               und  Frühverrentung  erfolgte  die  personelle  Anpassung  an  das  geringere  Produkti-
               onsvolumen in den deutschen KSB-Fabriken.

               1969  hatte  die  Amag  2700  Beschäftigte  (davon  600  in  Nürnberg),  1982  waren  es
               noch 2500 und 1984, nachdem alle 600 Nürnberger Arbeitsplätze nach Pegnitz ver-
               lagert worden waren, ca. 2450.    370  Die Zahl sank kontinuierlich weiter, stagnierte zwi-
               schen 1989 und 1991 bei etwa 2100, um danach weiter zu fallen. 1995 waren 1700
               Mitarbeiter  in  Pegnitz  beschäftigt.  Seit  1997  bewegt  sich  die  Zahl  bei  etwa  1500
               (2015: 1574). 371

               Die Zahl der Mitarbeiter in allen deutschen KSB-Werken entwickelte sich annähernd
               parallel zu der in Pegnitz (und Nürnberg).  372

               Im  Jahr  der  deutschen  Wiedervereinigung  (1990)  verzeichnete  KSB  ein  starkes
               Wachstum, jedoch erreichte die seit Beginn der 90er Jahre rückläufige Weltkonjunk-
               tur 1993 auch KSB. Bei weiter steigenden Kosten konnte der Preisverfall zwischen
               1990 und 1995 von 20 bis 30 % nicht verkraftet werden, und KSB befand sich nach
               der Feststellung von Wolfgang Kühborth bei einem zweistelligen Millionenverlust in
               der  „tiefsten  Krise  in  der  Nachkriegszeit“.  373   Deshalb  entfiel  die  Feier  zum
               125jährigen Firmenjubiläum von KSB Frankenthal. Der 71jährige Wolfgang Kühborth
               rückte wieder in den Vorsitz des Aufsichtsrats (Frühjahr 1996) und betrieb von da aus
               das Revirement des Vorstandes. Zu dessen Aufgaben gehörte der Aufbau eines in-
               ternationalen Fertigungsverbundes wegen der – so Wolfgang Kühborth - „prohibitiv
               steigenden Fertigungskosten in Europa, und besonders in Deutschland“, die Kapazi-
               tätsanpassung der deutschen Werke und verstärktes „Outsourcing“. In Pegnitz fielen
               1996  zwar  160  Arbeitsplätze  weg,  aber  die  Gießerei  mit  ihren  408  Beschäftigten


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                  Vgl. Abschnitt 9.3. Wolfgang Kühborth war schon von 1958 bis 1978 Vorstand, wechselte dann in
               den Aufsichtsrat und übernahm von 1982 bis 1987 wieder als Vorstand die Geschäftsführung.
               370
                  Vgl. Abschnitt 10.2.
               371
                  1990: 2100, 1998: 1450 (Karl Meyer, Die Stadt Pegnitz, 510, 515.) Zur Entwicklung der Mitarbeiter-
               zahl vgl. Abschnitte 8.4.2 und Abb. 90.
               372
                  Der Personalhöchststand aller deutschen KSB-Werke lag 1972 bei 8700, er sank bis 1980 auf
               8000, bis 1985 auf 6300 und 1995 auf 5500. Im letzten Dezennium schwankte die Beschäftigtenzahl
               um 4200 (vgl. Geschäftsberichte der KSB AG Frankenthal 2006 ff).
               373
                  Wolfgang Kühborth, in: KSB-Post, Zeitschrift für die Mitarbeiter, 4/1996, 4.
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