Page 136 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               ler AG verschmolzen, und das Werk ist seitdem neben Frankenthal und Pegnitz der
               dritte deutsche  Produktionsstandort der KSB AG.

               Der  Erwerb  der  dortigen  Pumpenfabrik  im  Zuge  der  wirtschaftlichen  Transformati-
               onsvorgänge nach der Wiedervereinigung von 1990 war nicht nur für KSB mit vieler-
               lei  Irrtümern  und  Enttäuschungen  verbunden.    377   Die  schlagartig  geänderten  Rah-
               menbedingungen in einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft warfen gewaltige
               Probleme für die Betriebe in den neuen Bundesländern auf. Vor allem auf den osteu-
               ropäischen  Märkten  –  für  das  Hallesche  Pumpenwerk  innerhalb  des  Comecon-
               Verbundes das wichtigste ausländische Absatzgebiet  – kam es zu starken Nachfra-
               geeinbrüchen.  Diese  und  die  anfangs  nicht  konkurrenzfähige  Arbeitsproduktivität
               verursachten Probleme, die das Werk Halle allein nicht lösen konnte und konzern-
               strategische  Entscheidungen  erforderten.  Um  den  neuen  Standort  dauerhaft  zu  si-
               chern, wurde 1992 im Zuge der konzerninternen Arbeitsteilung der bis dahin in Peg-
               nitz beheimatete Geschäftsbereich Umwelttechnik nach Halle verlagert. Meist nur für
               eine  Übergangszeit  mussten  auch  Mitarbeiter  von  Pegnitz  an  die  Saale  wechseln.
               Gemeinsam mit den „alten“ Führungskräften vor Ort trieben sie die Modernisierung
               des  Werkes  voran  und  bereiteten  den  Boden  für  die  Integration  der  ehemaligen
               DDR-Firma in den KSB-Konzern. Wollte man den Standort erhalten, gab es für den
               Abbau  des  Personalüberhangs  in  der  Halleschen  Pumpenfabrik  keine  Alternative.
               Doch  auch  in  Pegnitz  wurde  die  Verlagerung  des  Produktionsbereichs  nach  Halle
               nicht ohne Sorge gesehen, bedeutete dies doch, dass hier weitere Arbeitsplätze ver-
               loren gingen. Wie oben ersichtlich, war der Arbeitsplatzabbau im Werk Pegnitz vor
               allem in den 90er Jahren erheblich.    378  Vor diesem Hintergrund erfordert es „schon
               ein erhebliches Maß an höherer Einsicht und Altruismus … eine beschlossene Pro-
               grammübertragung gewissenhaft und erfolgreich durchzuführen …“          379

               Auch wenn die Umstrukturierung sowohl in Halle als auch in Pegnitz erhebliche Prob-
               leme  aufwarf  und  große  Unruhe  mit  sich  brachte,  muss  im  Nachhinein  anerkannt
               werden, dass KSB und der Standort Pegnitz mit seinen Mitarbeitern einen deutlichen
               Beitrag  zum  „Aufbau  Ost“  geleistet  haben.  Mit  der  Entscheidung,  für  den  symboli-
               schen Preis von einer D-Mark das Hallesche Pumpenwerk von der Treuhandanstalt
               in  Berlin  zu  übernehmen,  wollte  KSB  „auch  ein  Zeichen  der  Solidarität  für  unsere
               Landsleute in den neuen Bundesländern setzen“.        380  Inwieweit hier langfristiges Ge-
               winnstreben  oder  Verantwortung  für  das  Gemeinwesen  vorrangiges  unternehmeri-
               sches Ziel war, ist vom Ergebnis her unwesentlich; nicht nur hier sah KSB für sich die
               Aufgabe, „an der Lösung gesellschaftlicher Aufgaben mitzuwirken.“      381

                               10.4 Das Unternehmen im globalen Wettbewerb

               Das  Unternehmen  betätigte  sich  früh  auf  ausländischen  Märkten,  und  mit  der  Zu-
               nahme der europäischen Integration, der Öffnung Chinas, dem Ende der Sowjetuni-
               on und der Auflösung der politischen Blöcke beschleunigte sich die Entwicklung. Bei
               KSB lassen sich – weitgehend im Einklang mit politischen Prozessen – drei Phasen
               erkennen   382  :



               377
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 249.
               378
                  Vgl. Abschnitt 10.1.
               379
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 276.
               380
                  Kilian von der Tann, Vorstandssprecher der KSB AG, KSB-Post 1-3/91, 4.
               381
                  Konzern-Geschäftsbericht 2013, 5.
               382
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 260 f.
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