Page 137 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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                (1) Schon vor hundert Jahren hatte die Amag in den deutschsprachigen Nachbar-
               ländern Niederlassungen und Fabriken, und die neuen Amag-Kreiselpumpen waren
               auch  auf  überseeischen  Märkten  gefragt.   383   Nach  dem  Krieg  konnte  die  deutsche
               Industrie das Auslandsgeschäft wieder aufnehmen, und 1926 hatten die deutschen
               Exporte den Stand von 1913 übertroffen. Zwischen 1919 und 1939 waren die euro-
               päischen Länder die wichtigsten Exportmärkte sowohl von KSB als auch von Amag-
               Hilpert.

               (2) Die zweite Phase begann in den 50er Jahren und war  gekennzeichnet durch die
               Errichtung eigener Gesellschaften und Vertretungen in den westeuropäischen Län-
               dern sowie durch die planmäßige Erschließung überseeischer Märkte. Amag-Hilpert
               hatte  schon  in  der  2.  Hälfte  1948  alte  ausländische  Geschäftsbeziehungen  wieder
               belebt und konnte – wie sich aus dem Geschäftsbericht ergibt – 1949 erste Exporter-
               folge  erzielen.  Otto  Klein-Kühborth,  der  Konzernlenker  in  Frankenthal,  ließ  im
               Geschäftsbericht  1954/55    mitteilen,  dass  „sich  unsere  Beteiligungen  im  Ausland
               wesentlich verstärkt“ haben.   384  Dazu trug die 1952 geschaffene KSB Export GmbH
               bei,  in  der  das  gesamte  Auslandsgeschäft  der  bis  dahin  selbständig  operierenden
               Vertretungen  und  Niederlassungen  der  einzelnen  KSB-Firmen  zusammengefasst
               und weiter ausgebaut wurde.    385

               Otto  Klein-Kühborth  hat  früh  die  Bedeutung  der  ausländischen  Märkte  für  seine
               Unternehmensgruppe  erkannt,  schon  lange  bevor  in  Europa  der  „Gemeinsame
               Markt“ Wirklichkeit geworden war. 1953 begann mit einem Tochterunternehmen des
               KSB-Konzerns  in  Pakistan  die  Erschließung  des  asiatisch-pazifischen  Marktes.  Es
               folgte der Aufbau weiterer Fertigungseinheiten in Lateinamerika, Indien und Südafri-
               ka. Am Ende dieser Phase (1970) lag der Umsatz der ausländischen Fertigungsstät-
               ten etwa gleich hoch wie der Export der deutschen Werke, der bei gut einem Drittel
               ihrer Umsatzerlöse lag.  386  Zum Teil waren Niederlassungen im Ausland  notwendig,
               weil Einfuhrbeschränkungen den Export verhinderten und nur durch den Aufbau von
               Fertigungen,  oft  mit  der  Beteiligung  inländischer  Partner,  in  diesen  Staaten  der
               Marktzugang möglich war („Joint Venture“). Parallel dazu verstärkte sich die Bedeu-
               tung, die die räumliche Nähe zur internationalen Kundschaft hat, um auf deren Prob-
               lemsituation rasch und flexibel reagieren zu können. KSB war zu einem internationa-
               len  Konzern  geworden,  wobei  expansiven  Effekten  auch  Sortimentsbereinigungen
               und Produktionsaufgaben gegenüberstanden.        387

               (3) Nach 1970 erfolgte die endgültige internationale Ausrichtung des Konzerns. Die
               Lohn- und Abgabenbelastung hat Deutschland zu einem teuren Produktionsstandort
               werden lassen. Hinzu kam ein anhaltender  Dollar-Verfall gegenüber der D-Mark, der
               die deutschen Exporte beeinträchtigte. Bis auf spärliche Reste wurden ganze Bran-
               chen  zur  Aufgabe  gezwungen,  weil  sie  mangels  Produktivität  und  Innovationskraft
               dem internationalen Wettbewerb nicht gewachsen waren. Ein Armaturen- und Pum-
               penhersteller kann sich  dieser Herausforderung nicht entziehen. Von KSB wird ein
               Produkt verlangt, das das (technische) Problem, das sich dem potentiellen Kunden







               383
                  Vgl. Abschnitt 3.1.2.
               384
                  Gert von Klass, Die goldene Mitte, Frankenthal 1971, 94 f.
               385
                  Vgl. Abschnitt 8.4.2.
               386
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 261.
               387
                  Otto H. Schiele, Die folgende Mitte II, 246.
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