Page 128 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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               Konzernunternehmen, die – so berichtet ein Beteiligter – gelegentlich in persönlichen
               Beschimpfungen der Akteure ausarteten.       357  Es wurden die zahlreichen Überschnei-
               dungen  sichtbar,  deren  Abbau  erhebliche  Zeit  dauerte.  Jedes  Werk  wachte  eifer-
               süchtig  darüber,  dass  es  ja  kein  lukratives  Produktionsprogramm  an  das  andere
               Werk abgeben musste.     358  Ein erster Schritt in diese Richtung geschah schon 1934
               mit  der  Verlagerung  des  Kompressoren-  und  Vakuumpumpengeschäfts  der  Amag
               nach Frankenthal.  359
               Die  Amag-Hilpert-Pegnitzhütte  AG  hatte  letztmals  zum  30.  Juni  1959  für  das  Ge-
               schäftsjahr  1958/59  einen  eigenen  Jahresabschluss  aufzustellen,  und  ab  dem  fol-
               genden Geschäftsjahr  bilanzierte die KSB AG Vermögen und Schulden ihrer ehema-
               ligen „Tochter“ in ihrem Jahresabschluss.

               Der alte Firmenname wurde also Geschichte: Ab dem 1. Juli 1959 liefen die Fabriken
               in Pegnitz und Nürnberg unter der Bezeichnung „Klein, Schanzlin & Becker Aktien-
               gesellschaft  Werk  AMAG“  mit  den  Werken  Pegnitz  und
               Nürnberg.  Durch  diese  Verschmelzung  auf  die  KSB  AG
               war jetzt ein einheitlicher Auftritt bei Kunden und Lieferan-
               ten  möglich,  und  Synergieeffekte  und  Marktmacht  konn-
               ten  besser  genutzt  werden.  Mit  der  Aufgabe  des  Stand-
               orts Nürnberg im Jahr 1984     360  wurde die Differenzierung
                                                                                 Abb. 86: Markenzeichen
               der Amag in Werk Pegnitz und Werk Nürnberg überflüs-              der KSB, es verdrängt ab
               sig, und damit verschwand der alte Begriff „Werk Amag“.           1959 das der Amag
               Seitdem  trägt  die  ehemalige  Pegnitzhütte  den  Namen          (siehe Abb. 10).
               „KSB Aktiengesellschaft Pegnitz“.   361

               In Pegnitz erinnert nur noch die „Amag-Hilpert-Straße“, die entlang der Westseite des
               Werkes zum Pegnitzer Ortsteil Rosenhof führt, an die Herkunft des KSB-Standorts.
               Die alten Bezeichnungen im örtlichen Sprachgebrauch für das Werk verschwanden
               zunehmend: erst war es einfach „die Fabrik“, dann entsprechend der eigenen Nen-
               nung  (vgl.  Abb.  23)  die  „Pegnitzhütte“  (im  fränkisch-oberpfälzischen  Dialekt
               „Bengazhitn“),  und  die  junge  Generation  heute  kann  selbst  den  Begriff  „Amag“  im
               verbliebenen  Straßennamen  nicht  mehr  zuordnen.  Das  Ziel,  für  das  Unternehmen
               KSB ein einheitliches Erscheinungsbild zu entwickeln, hat damit seine Entsprechung
               auch im Pegnitzer Sprachgebrauch gefunden.

                       9.3 Die Unternehmerfamilie als KSB-Entscheidungszentrum


               Otto Klein-Kühborth gründete 1960 die gemeinnützige KSB-Stiftung und übereignete
               ihr 1964 seinen beherrschenden Anteil am KSB-Aktienkapital.        362  Die Stiftung wurde
               Anteilseigner der Klein Pumpen GmbH, diese verwaltete als „Finanzholding“ das Ak-
               tienpaket. Damit verblieb das mit den Aktien verbundene Stimmrecht bei der  Stifter-
               familie, so dass deren Einfluss auf die Unternehmensführung für die Zukunft erhalten
               werden konnte.




               357
                  Otto H. Schiele, Die Goldene Mitte II, Frankenthal 1996, 154.
               358
                  Otto H. Schiele, Die Goldene Mitte II, Frankenthal 1996, 157.
               359
                  Vgl. Abschnitt 6.3.2.
               360
                  Vgl. Abschnitt 10.2.
               361
                  Das Werk ist – nach Frankenthal – das zweitgrößte im Inland. Zum zeitlichen Ablauf der Umbe-
               nennungen vgl. Anhang 4.
               362
                  Otto H. Schiele, Die Goldene Mitte II, 135.
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