Page 101 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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Grundstück mit dem Gasthof aus Abb. 31 und 32. Dieser wurde 1938 von der Amag
gekauft und das Gebäude abgetragen. 265 Der Gasthof wurde ca. 300 Meter südlich
seines alten Standortes neu errichtet.
Mit der Verlagerung der Metallgießerei 1941 von Nürnberg nach Pegnitz begann die
Verschiebung des Firmenschwerpunktes nach Oberfranken. Hier wurden jetzt die
Gießereifunktionen zentralisiert, zusammen mit der schon ansässigen Graugussgie-
ßerei war nun Pegnitz das alleinige Gießereizentrum der Aktiengesellschaft.
7.3 Pegnitz als Profiteur der nationalsozialistischen Autarkiepolitik
Der nationalsozialistische Vierjahresplan von 1936 mit seiner militärstrategisch aus-
gerichteten Autarkiepolitik führte dazu, dass der Abbau der eher minderwertigen Ei-
senerze in Pegnitz wieder aufgenommen wurde. Die „Reichswerke AG für Erzberg-
bau und Eisenhütten ‚Hermann Göring‘“ in Salzgitter 266 übernahmen ab 1937 die
Wiedererschließung der Gruben. Zur Verhüttung wurden die Erze ab 1940 zum Rüs-
tungswerk des Staatskonzerns im österreichischen Linz transportiert.
Bergleute wurden im Saarland, in Sachsen und in der Steiermark angeworben. Für
diese wurde im Süden der Stadt und relativ weit von der Zeche entfernt ein eigenes
Wohnquartier errichtet, die „Lohesiedlung“. Im Dezember 1937 wurde das Richtfest
für 120 Wohnhäuser und ein paar Ladengeschäfte gefeiert (Abb. 69). 267 Zu den be-
scheidenen Einfamilienhäusern gehörte meist ein großer Garten, der mit Kleinvieh-
Abb. 69: Die Plansiedlung für die Bergarbeiter in Pegnitz (ca. 1938).
Quelle: Archiv des Verfassers.
haltung und Gemüseanbau einen Beitrag zur Selbstversorgung leistete. 1938 arbei-
teten ca. 600 Bergleute in der Zeche, 268 und mit Frauen und Kindern lebten ca. 2600
Menschen vom Bergbau. 269 Die bundeseigene Salzgitter AG, nach dem Krieg der
265
Heinrich Bauer II, 819. Vgl. dazu Abb. 64.
266
Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 4. Band, 697. Zum Erzabbau zwischen 1916
und 1923 vgl. Abschnitt 4.2.3.
267
Heinrich Bauer II, 479.
268
Heinrich Bauer II, 572. Vgl. auch G. Ph. Wolf und W. Tausendpfund, Pegnitz-Veldensteiner Forst,
444 f. Hier werden 654 Beschäftigte genannt.
269
Wolfgang Handrick, Die Geschichte der Stadt Pegnitz, 40. Der Autor bezieht die ca. 2600 Men-
schen, die 1938 in den Bergarbeiter-Haushalten lebten, auf die ca. 4000 Einwohner (vgl. Heinrich
Bauer II, 503). Der Schlussfolgerung, dass damit ca. 63 % der damaligen Pegnitzer Einwohner von