Page 22 - Geheimnisse im Forst
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Der Einsiedler Antoni und der heilige Antonius



               Auch wenn F. Schnelbögl seine Feststellung nicht durch eine Quellen-

               angabe belegt, so gibt er doch, wie bereits unter „Altstraßen“ erwähnt,

               mit diesem Satz einen entscheidenden Hinweis: „Die Einsiedelbrücke hat

               den Namen von einem Einsiedler, der dort einmal hauste.“

               Es sind nicht wenige Beispiele von Einsiedlern aus der benediktinischen

               Geschichte überliefert, die in der Nähe eines Klosters lebten. So ist u.a.

               bekannt, dass für die Ausbesserung von Wegen und Straßen und bereit

               zur Hilfe für Reisende, sich im späten Mittelalter auch viele Einsiedler in

               bescheidenen  Behausungen  unmittelbar  an  Straßen  niedergelassen

               haben,  um  als „Straßenwärter“  und  Helfer  in  der  Not  ein  gottgefälliges

               Werk zu tun.

               Da  sie  unabhängig  vom  Kloster  ihren  Dienst  verrichteten,  mussten  sie

               sich  selbst  versorgen  und  hielten  deshalb  auch  eigene  Schweine.

               Zusätzlich waren sie noch auf Almosen der Durchreisenden angewiesen.

               Deshalb  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  ein  Mönch  des  Klosters

               Michelfeld  mit  dem  Namen  Antonius,  der  gerne  zu  Antoni  verkürzt

               wurde, diese Tätigkeit übernommen hat.

               Nicht  auszuschließen  ist  andrerseits  auch,  dass  es  sich  um  einen

               Angehörigen des seit 1375 im Bistum Bamberg vertretenen und von den

               Päpsten  durch  Ablässe  unterstützten  Bettelorden  der  Antoniter

               gehandelt  hat.  Diese  genossen  in  der  Bevölkerung  ein  sehr  hohes

               Ansehen, weil sie sich besonders der Armen und Kranken annahmen.

               Und noch ein weiteres Indiz spricht in diesem Zusammenhang für diesen

               Mönchsnamen: Antonius der Große (um 251 – 356), ein Heiliger, Asket

               und Einsiedler in Ägypten, der auch „Vater der Mönche“ genannt wird.

               Seine  ikonographischen  Attribute  sind  ein  Schwein  und  ein  T-förmiges

               Kreuz (Tau-Kreuz genannt nach dem 19. Buchstaben des griechischen




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