Page 27 - Geheimnisse im Forst
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Exkurs:
Die Schweinemast der Mönche und das Hirtenmarterl
Nach dem Willen seines Gründers, Bischof Otto I. von Bamberg, sollte das
Kloster Teile des bischöflichen Waldes für seine Zwecke nutzen. Außer
Feldern und Wiesen erhielten die Mönche einen beschränkten Anteil am
Veldener Forst „gleichsam als Lehen“, auch an der Fischerei in der Pegnitz,
an Viehweide und Holznutzung und Bienenzucht.
Auch der Nachfolger des heiligen Otto, Bischof Egilbert, handelte in dessen
Sinn und erlaubte 1144 die Schweinemast mit Eicheln im Wald. Bischof
Eberhard schenkte 1169 den Mönchen sogar ein mit Bäumen bepflanztes,
als Wiese geeignetes Grundstück im Wald bei Seeberg [nordwestlich der
großen Pegnitzschleife], das sie sich für ihre Viehweide zurichten sollten.
War die sonstige Waldweide im Herbst beendet, wurden die Schweine zur
Mast in den Laubwald getrieben, denn sie waren bis zum Ausgang des
Mittelalters fast der alleinige Fleischlieferant; und Klöster waren
überwiegend Selbstversorger.
So ist anzunehmen, dass die Mönche auch über das Mittelalter hinaus bis in
die Neuzeit im Bereich des Weißen Kreuzes/Antonimarter ihre Schweine
hüteten, denn hier gab es nachweislich sehr viele Eichen; und der Weg vom
Kloster bis zu diesem ersten größeren Bestand war auch der kürzeste. Die
Mönche wussten sicher auch um den heiligen Antonius als Schutzpatron
der Schweinehirten. Hier mag auch der weitere Name für den Kreuzstein
seinen Ursprung haben: Hirtenmarterl.
Auch könnte die stark verwitterte und zum Teil beschädigte Westseite des
Kreuzsteins zusätzlich zur Verehrung beigetragen haben. Nachdem hier das
mittlere obere Endbalkenstück fehlt, entsteht der Eindruck eines T-Kreuzes,
ein Attribut des heiligen Antonius.
Es ist nicht bekannt, dass das Recht auf Schweinemast jemals aufgehoben
wurde. Sein Ende kam aber spätestens mit der Säkularisation 1803.
Die Errichtung des Kreuzsteins
Aus den Vorkommnissen des Hussitenkrieges um das Kloster darf
geschlossen werden, dass der Sühnegedenkstein für den ermordeten
Einsiedler Antoni auch aus einem gewissen Schuld- und
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