Page 20 - Geheimnisse im Forst
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Der Damm beim Weißen Kreuz
Im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte nahm der Handel auf der
Altstraße immer mehr zu. Die Gespanne wurden größer, die Ladungen
schwerer. Dadurch wurde sie breiter, die Spuren immer tiefer und
schließlich entstanden Hohlwege und nebenbei entwickelten sich
Stränge zu Spurenbündeln. Man suchte eine besonders günstige
Linienführung, legte Entwässerungsgräben an und überbrückte feuchte
und sumpfige Stellen mit sogenannten Knüppeldämmen, deren Unterbau
aus Lehm, Sand, Steinen und Rasensoden zur seitlichen Abdeckung
und Stabilisierung bestand.
Solch ein Damm ist heute noch unmittelbar nach dem Weißen Kreuz in
Richtung Einsiedelbrücke auf einer Länge von gut 140 Metern zu sehen.
Weder der davor liegende 40 Meter lange Altstraßenhohlweg als auch
der nur etwas mehr als zwei Meter breite und einen Meter hohe Damm
ließen Gegenverkehr zu. Es war also an dieser Stelle immer nur die
Durchfahrt in einer Richtung möglich. Ohne Verkehrsregelung lief auf
diesen gut 200 Metern nichts mehr.
Verkehrsregeln im Mittelalter
In den Rechtsspiegeln (Rechtsbüchern) des 13. Jahrhunderts findet sich
etwas Ähnliches wie eine Straßenverkehrsordnung. Danach sollten die
Straßen des Königs so breit sein, dass zwei Wagen ohne Gefahr
einander begegnen konnten. Das Vorfahrtsrecht wurde in gewisser
Weise dadurch geregelt, dass man vorschrieb, der leere Wagen sollte
den beladenen vorbeilassen, der leichtbeladene den schwerbeladenen,
der Reiter den Wagen, der Fußgänger den Reiter. Bei Brücken und
Dämmen, die oft einspurig waren, galt, dass der Wagen, der sich zuerst
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