Page 15 - Geheimnisse im Forst
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den Eindruck von Sachlichkeit. Vor allen Dingen stehen sie nie einzeln,
denn sie sollten in ihrer Vielzahl einen Grenzverlauf verdeutlichen und
waren deshalb auch meist von einheitlicher Gestalt.
Es kann deswegen auch nicht jeder Stein, an dem früher eine Grenze
vorbei lief, zu einem Grenzstein erklärt werden, auch wenn er in
Grenzbeschreibungen zur Orientierung erwähnt wird oder in Grenzkarten
mit eingezeichnet ist. Diese Grenzzeichenlehre, die von der älteren
Heimatforschung noch vertreten wurde, gilt als längst überwunden.
Der verdiente Bayreuther Flurdenkmalforscher Karl Dill schreibt jedoch
noch 1984, es handle sich beim Weißen Kreuz um einen mittelalterlichen
Grenzstein, der anzeigte, dass man auf ein anderes Hoheitsgebiet kam.
Er verweist auf die nahe [Luftlinienentfernung 850 Meter! d.V.]
vorbeifließende Pegnitz, die die Grenze zwischen dem Bistum Bamberg
und der Oberpfalz bildete.
Das Weiße Kreuz trägt genügend Merkmale, die auf einen religiösen
Hintergrund, jedoch keines, das auf einen weltlichen hinweist. Auch
wenn es in diesem Bereich einst um eine strittige Fraischgrenze
(Hochgerichtsgrenze) ging, so hätte ein Grenzstein andere Symbole
erhalten: nämlich, wie oben angeführt, die eindeutigen Erkennungs-
zeichen der „Streithähne“.
Sühnevertrag und Sühnezeichen
Flurdenkmalforscher gehen heute davon aus, dass die meisten
mittelalterlichen Kreuzsteine als Sühnezeichen zu betrachten sind, die
vor allem dem Seelenheil von Getöteten dienten. Die furchtbare
Vorstellung, dass die Seele des Toten im Fegefeuer darben könnte, da
dieser ohne Absolution aus dem Leben geschieden war, veranlasste die
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