Page 14 - Geheimnisse im Forst
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weisze“,  wobei  das  „z“  und  „sz“  jeweils  als  „s“  gesprochen  wurde.  Die

               Bedeutung war „Strafe, Rache, Qual, Vergeltung, Verurteilung, Anklage“.

               Bis in das 16. Jahrhundert waren diese Wörter noch allgemein geläufig,

               verschwanden dann aber langsam aus dem Sprachgebrauch. Ein Relikt

               ist noch heute in abgeschwächter Form erhalten im Wort „Verweis“, was

               Strafe, Tadel, Verwarnung, Vorwurf besagt.

               Volker Kneidl weist in seinem Buch „Rote Kreuze an alten Straßen“ zum

               Beispiel  u.a.  darauf  hin,  dass  nicht  jedes  Rote  Kreuz  auch  von  roter

               Farbe  war  oder  sein  muss,  sondern  seine  Ableitung  vom  Lateinischen

               „Rota = Rad“ erfahren hat, was sich auf die Räder der Wagen bezieht,

               die  diese  Straßen  und  Wege  befuhren.  Hier  hat  also  eine

               Namensübertragung  stattgefunden.  Im  weiteren  Sprachgebrauch  hat

               sich  die  rote  Farbe  durchgesetzt,  andere  Erklärungsansätze  sind  im

               Laufe der Zeit untergegangen.

               Der  Steinkreuz-  und  Kreuzsteinforscher  Wilhelm  Brockpähler  schreibt

               zur Problematik der Namenserklärung von roten, schwarzen, und weißen

               Kreuzen: „Nicht immer lässt sich diese Bezeichnung mit der Farbe der

               Kreuze  erklären  [...];  ein  genauer  Nachweis  über  die  Herkunft  dieser

               Namen ist noch nicht gelungen.“

               Für alle „weißen“ Kreuze, sofern sie nicht tatsächlich von dieser Farbe

               sind  oder  es  eine  näherliegende  und  plausiblere  Erklärung  gibt,  dürfte

               nun auch der Nachweis der Namensherkunft erbracht sein.



                                      Kreuzstein und/oder Grenzstein?



               Schon  meist  auf  den  ersten  Blick  erwecken  Grenzsteine  einen  ganz

               anderen  Eindruck.  Sie  sind  niedriger,  gedrungener,  schmuckloser,

               tragen  manchmal  ein  Wappen,  eine  Jahreszahl,  Buchstaben,  eine

               Nummer oder ein kleines eingeschlagenes Kreuz und vermitteln dadurch




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