Page 13 - Geheimnisse im Forst
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Die gesamte Formgebung, besonders der spitzgiebelige Abschluss zeigt,

               dass der Steinmetz von gotischer Handwerkskunst beeinflusst war.



                                       Warum der Name Weißes Kreuz?



               Die  Farbe  des  Weißen  Kreuzes  ist  ein  dunkles  Grau,  das  jedoch  nur

               ganz geringfügig  auf den Alterungsprozess zurückzuführen ist und dem

               ursprünglichen Aussehen entspricht.

               Im Veldensteiner Forst und auch dessen weiterer Umgebung findet man

               keinen rein weißen Sandstein. Alle Vorkommen sind ockerfarben, braun,

               rötlich oder eben hell- bis dunkelgrau. Hier wurde also bodenständiges

               Gestein  verwendet.  Der  Sandstein  für  das  Sühnemal  wurde  sicher  in

               näherer Umgebung gebrochen. Größere Steinbrüche in diesem Bereich

               gab  es  beim  „Schutzengel“,  aber  auch  etwa  400  Meter  südlich  des

               Weißen  Kreuzes  (Antonimarter),  worauf  Wolfgang  Zenneck  in  seiner

               forstgeographischen           Untersuchung         des      Veldensteiner         Forstes

               besonders hinweist.

               Doch  warum  dann  diese  farblich  nicht  zutreffende  Bezeichnung?

               Kartographen  waren  meist  in  ihnen  unbekanntem  Gelände  unterwegs

               und  deshalb  auf  einen  ortskundigen  Begleiter  angewiesen.  Dieser  war

               oft  genug  auch  nicht  in  allem  bewandert.  So  kann  es  auch  Zweidler

               ergangen sein und er hat deshalb den wahren Namen des Kreuzsteins

               nicht erfahren. Es war ihm aber offenbar klar, dass es sich hier nicht um

               einen  Grenzstein, sondern um  einen Sühnestein  handelt.  Stand  dieser

               zudem  direkt  an  einer  vielgenutzten  Straße,  wo  mit  Vorliebe  solche

               Steine aufgestellt wurden, um Vorbeikommende vor Gefahren zu warnen

               und zu einem Gebet anzuhalten.

               Und  daraus  ergibt  sich  nun  auch  eine  plausible  Erklärung  des  Wortes

               „weiß“.  Im  Mittelhochdeutschen  gab  es  die  Wörter  „wize,  wizan  und




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