Page 36 - Physikatsbericht
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A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz
aufgehalten haben nach der herrschenden Mode, wobei mit den Stoffen, ja
nach der Jahreszeit gewechselt wird.
Der ledige Bürgerssohn u. der jüngere Bürger trägt im Winter an Sonn- u.
Feiertagen einen kurzen Tuchrock, offene Weste, Krawatte, lange
Beinkleider von Tuch u. auf dem Kopf einen schwarzen Filz oder Seidenhut.
Ganz anders, seinem Stand entsprechend stellt sich aus der selbe, der am
Sonn- oder Feiertag als faßhionabler Gentlem. erschienen ist, am Werktag
dur. den kurzen Moderock ersetzt eine abgetragene Jacke von Wolle oder
Baumwolle, die Crawatte ein einfaches Halstuch, die modernen Beinkleider
solche von Zwilch od. einen anderen geringen Stoff, den Hut eine einfache
Kappe.
Die älteren Bürger dagegen, den Launen der Mode nicht huldigend, tragen
sich meistentheils so, wie sich ihre Väter schon getragen haben.
An Sonn- u. Feiertagen: ein langer bis über die Knien reichender Tuchrock
von dunkelblauer oder dunkelgrüner Farbe, bis an die Knien reichende
Beinkleider von schwarzen oder grünen Manchester, lange blaue oder
weiße Strümpfe, Schnallenschuhe u. ein runder schwarzer Filzhut, eine
dunkle Weste von Manchester oder Tuch nebst weißen metallenen
Knöpfen.
An Werktagen, da die meisten Bewohner von Pegnitz u. Creußen neben
ihrem Gewerbe auch Oekonomie treiben, ländliche Kleidung.
Eine kurze Jacke von dunkelfarbigen Tuch oder Manchesterzeug, eine bis
an den Hals zugeknöpfte Weste von geringem Zeug oder ehemalige
Sonntagsweste, kurze bis ans Knie reichende lederne schwarze Hose, blaue
Strümpfe nebst Schnallenschuhe, oder auch lange bis ans Knie reichende
Lederstiefel, ein schwarzes ledernes Käppchen als Kopfbedeckung u. f. m.
sind das Werktagskostüm eines schlichten Bürgers.
Daß an Sonn- u. Feiertagen bezüglich der Kleidung Uebergangsstufen
vorkommen, versteht sich von selbst.
Was die Kleidung des weiblichen Geschlechts in den Städten Pegnitz und
Creußen betrifft: so ist diese nach Stand, Alter u. Jahreszeit sehr
verschieden.
V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz