Page 33 - Physikatsbericht
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A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz
Wird dieser, wie häufig, zugleich als Schlafzimmer benützt, so muß die
darin befindl. Luft nothwendig verdorben werden; eine Eröffnung u. damit
Lufterneuerung, der niedern Fenstern wird ängstlich vermieden.
Der höchste Grad von Luftverderbniß wird aber erreicht, wenn sich im
Wohnzimmer ein sogen. Kachelofen, ein Ofen, der mit sogen. Höllhäfen
versehen ist, befindet. In diesen Höllhäfen wird nicht nurdas Futter für das
Vieh gekocht, sondern auch die schmutzige Wäsche ausgekocht.
Es ist wirklich zu verwundern, wie sich Menschen in einersolchen
verpesteten Athmosphäre Stunden u. selbst halbe Tagelang, ohne zu
erkranken, aufhalten können!
In allen Oefen der Wohnstuben, sie mögen nun einfache irdene u. eisene
oder sog. Kachelöfen sein, werden die Speisen für die Bewohner zu jeder
Jahreszeit gekocht;
Küchen sind in den gewöhnlichen Wohnungen, allenfalls Wirthshäusern
ausgenommen, eine unbekannte Sache. Der gemeine Mann würde es als
die größte Verschwendung ansehen, wenn in seinem Hause zwei Feuer
eines im Ofen u. eines auf dem Herde brennt an.
Als Heizmaterial wird gewöhnlich Fichten- oder Tannenholz Verwendet;
ausnahmsweise auch Steinkohlen. Auch Torf, namentlich in der Stadt
Creussen, findet wegen seiner Billigkeit immer mehr Aufnahme.
Als Baumaterial werden hauptsächlich Steine, wie sie der Boden liefert:
Kalk- und Sandsteine, verwendet, in neuerster Zeit auch Backstein, aus
Thon u. Lehm gebrannt. Die Bedachung der Oekonomiegebäude geschieht
vorzugsweise mit Schindeln, der Wohnhäuser, welche sich durch steile
hohe Dächer auszeichnen, mit Ziegeln.
Schieferdächer finden sich nur ausnahmsweise bei Privathäusern vor, da
der Transport diese Bedachung zu sehr vertheuert.
So viel von den beiden Städten Pegnitz u. Creußen.
Schon oben wurde nachgewiesen, daß die eigenthümliche Beschaffenheit
der Bodenoberfläche des Bezirks die Einwohner bestimmte, sich mehr zu
V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz