Page 34 - Physikatsbericht
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A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz
zerstreuen. Wir finden deßhalb nur wenig geschloßene Gruppierungen um
einen Mittelpunkt / außer den Städten Pegnitz u. Creußen, die Märkte
Plech, Schnabelwaid u. Lindenhard, das Pfarrdorf Brunn /; vorherrschend
dagegen Zerstreuung u. Vereinzelung der Wohnungen.
So angemessen diese Vereinödung der Bodenoberfläche ist: so hat sie denn
doch auch für die geistige Entwicklung der Bewohner ihre Nachtheile. Der
Welt verschlossen, in Sitten u. Gewohnheiten erstarrt, in Bildung u.
Bedürfnissen zurückgeblieben, hat der Einöder seine erbgesessenen Lasten
eigener Art, sogut wie der Städter.
Was die Wohnungen der Landbewohner betrifft: so sind auch diese in jeder
Beziehung unzulänglich u. dem Bedürfnis nicht entsprechend. Klein, nieder
u. finster beherbergt das Wohnzimmer, gewöhnlich das einzige heizbare
im Haus, 6, 8 u. mehr Personen.
Die Oefen sind fast durchweg Kachelöfen u. dienen zugleich zur
Zubereitung der Speisen für Menschen und Vieh.
Die offenen Dungstätten befinden sich gewöhnlich vor den menschlichen
Wohnungen. Der Odel wird dagegen in sogen. Odelgruben aufgefangen.
Die Wohnungen sind meist nur zur Hälfte aus Stein gebaut, die obere
Hälfte besteht aus Holz-/fachwand/ die Bedachung geschieht mit
Schindeln; doch werden in neuester Zeit bei Neubauten nur Ziegel
angewandt. Die Dächer selbst sind namentlich die Schindeldächer, flach u.
vorspringend.
Die meisten Häuser sind einstöckig u. enthalten außer dem Wohnzimmer
nur hie u. da noch eine sogen. Dachkammer, aller noch übrige Raum wird
für ökonomische Zwecke benötigt. – Unmittelbar an die Wohnungen
stossen die Stallungen, welche oft nicht einmal eine eigene Eingangs u.
Ausgangsthüre haben, so daß Menschen u. Vieh sich in die Benützung des
Hausgangs theilen! Daß durch diesen Socialismus die Unreinlichkeit im
höchsten Grade gesteigert wird, bedarf wohl keines besondern
Nachweises.
V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz