Page 144 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
P. 144

136


               Freitag je 10 Stunden, am Samstag 9 Stunden, pro Woche also 59 Stunden, davon
               geht die 15 minütige Frühstückspause an sechs Tagen ab, so dass sich eine Arbeits-
               zeit von 57,5 Stunden errechnet (vgl. Abb. 96). Das sind 30 Minuten weniger als die
               Arbeitszeit, die vom Schlichter empfohlen wurde.    404  Aus der Arbeitsordnung wird eine
               bemerkenswert  lange  Mittagspause  erkennbar.  Später  wurde  diese  für  Angestellte
               auf  60  Minuten,  für  Arbeiter  auf  30  Minuten  bei  entsprechend  früherem  Arbeits-
               schluss  am  Abend  verkürzt.  Die  Werkssirene,  weit  über  die  Fabrik  hinaus  hörbar,
               signalisierte  Beginn und Ende der Hauptarbeitszeit und der Pausen.



















                          Abb. 96:  Arbeitszeit 1905.
                          Quelle: Arbeitsordnung der Pegnitzhütte von 1905.

               1906 konnte auf der Grundlage der erwähnten Schlichtung ohne Arbeitskampf in den
               Mitgliedsfirmen  des  Verbandes  der  bayerischen  Metallindustrie  in  Nürnberg  (und
               Pegnitz) die 57-Stunden-Woche eingeführt werden.       405  Der einzelbetriebliche Einfluss
               der tarifgebundenen Firmen auf die Arbeitszeit, und dazu gehörte die Amag, endete
               hier.  Von  nun  an  wurde  die  Arbeitszeit  durch  kollektive  Vereinbarungen  zwischen
               Gewerkschaft und Arbeitgeberverband geregelt.

               1919 wurde die 48-Stunden-Woche gesetzlich fixiert, nach 1945 sank die Arbeitszeit
               schrittweise  über  tarifvertragliche  Vereinbarungen.1967  betrug  sie  40  Stunden.   406
               Innerhalb der 35-Stunden-Woche – sie gilt seit 1995 - bietet KSB heute ihren Mitar-
               beitern  individuell  abgestimmte  Arbeitszeitmodelle,  die  von  Teilzeit-  und  Telearbeit
               bis zur Vertrauensarbeitszeit reichen.
               Bis zum tariflichen Urlaubsanspruch von sechs Wochen war es ein weiter Weg. Lan-
               ge war er nur vom Wohlwollen des Arbeitgebers abhängig, und nur Angestellte und


               404
                  Vgl. Abschnitt 4.3.1, Beispiel 1.
               405
                  Opel, Fritz und Schneider, Dieter: Fünfundsiebzig Jahre Industriegewerkschaft 1891 bis 1966, 130.
               406
                  Die drastische, schlagartige Verringerung auf 48 Stunden pro Woche ab 1919 ist eine Folge der
               November-Unruhen 1918 (vgl. Abschnitt 6.3.1). Nach 1945 wurde die Arbeitszeit sukzessive verkürzt.
               1956 wurden in der Bundesrepublik wöchentlich 49 bis 56 Stunden gearbeitet, 1960 44 Stunden, 1973
               40 Stunden. 1950 gab es 14 arbeitsfreie Werktage als Urlaub, 1973 24 Tage, 1982  30 Tage. Bis 1985
               fiel die Arbeitszeit im Durchschnitt aller Branchen auf den niedrigsten Stand der westlichen Welt bei
               stabilem Hocheinkommen.  (Hans-Ulrich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, 5. Band, 80, 60).
               Die Amag- bzw. KSB-Mitarbeiter zähl(t)en über die Jahrzehnte hinsichtlich dieser „sozialen Errungen-
               schaften“ zur privilegierten Arbeitnehmergruppe.  Seit 1995 beträgt die tariflich vereinbarte Wochenar-
               beitszeit 35 Stunden bei flexibler Arbeitszeitgestaltung. Der Jahresurlaub beträgt 30 Arbeitstage. Dazu
               besteht ein Anspruch auf Urlaubsgeld. Dieses beträgt 50 Prozent des Durchschnittseinkommens. Bei
               30 Tagen Urlaub entspricht dies etwa 70 Prozent eines Monatseinkommens.
               http://www.igmetall.de/tarifinfo-urlaub-geregelt-durch-tarifvertrag-894.htm (15.03.2015).
               Zu Arbeitszeit und Urlaub vgl. Abschnitte 3.4, 4.2.2, 4.3.1.3(1), 6.3.1, 7.1, 7.5.1, 8.4.3.
   139   140   141   142   143   144   145   146   147   148   149