Page 143 - Amag-KSB-Pegnitz 2020
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Im Geschäftsbericht für 1949 schreibt der Vorstand, dass sich unter den Beschäftig-
ten viele „Flüchtlinge und Fliegergeschädigte“ befänden, und deshalb habe man den
Werkswohnungsbau gefördert und in einem ersten Bauabschnitt 34 Wohnungen,
davon 28 in einem einzigen Wohnblock errichtet (Waidmannsbach 6, siehe das un-
tere Bild im Anhang 16). Dieser Wohnblock war ursprünglich – nach der kriegsbe-
dingten Verlagerung des Nürnberger Werkes nach Pegnitz – als Verwaltungsgebäu-
de geplant und überstand das Kriegsende als Rohbau.
Nach dem Krieg wurden 120 neue Werkswohnungen geschaffen und der Ausbau
von weiteren 45 durch Zuschüsse unterstützt, sodass im Jahr 1954 365 Wohnungen
verfügbar waren. Jeder vierte Amag-Mitarbeiter kam über seinen Arbeitgeber zu ei-
ner Wohnung. 400
Im Jahr 1956 verfügte das Unternehmen in Pegnitz über insgesamt 24 Wohngebäu-
de unterschiedlicher Größe. Diese befanden sich zum größten Teil in unmittelbarer
Nachbarschaft des Werkes, also östlich der Bahnlinie (vgl. Abb. 88). Gegen Ende
des 20. Jahrhunderts löste sich das Unternehmen von diesem Engagement, und die
Wohnungen und Häuser wurden vorrangig an die bisherigen Mieter zu günstigen
Bedingungen verkauft.
11.2 Kindergarten
Die Initiative zur Gründung einer „Kleinkin-
derbewahranstalt“ in Pegnitz im Jahr 1897
ging von der Pegnitzhütte aus: „Den An-
stoß gab der Direktor der Maschinenfabrik
J. A. Hilpert (der Eigentümerin der ‚Peg-
nitzhütte‘) zu Nürnberg, Richard Kuhlo da-
selbst, der hierfür 5000 M stiftete …“ 401 In
der Pfarrchronik von 1916/17 schreibt der
evangelische Pfarrer, dass erst durch die
Ansiedlung der Pegnitzhütte und den Zu-
zug vieler Arbeiter der Bedarf dafür ent-
Abb. 95: Die „Kleinkinderbewahranstalt“ am
standen sei, weil deren noch nicht schul-
Wiesweiher 1906, sie gehört heute zum
pflichtige Kinder „vor dem Herumstreunen“ evangelischen Kindergarten in Pegnitz.
bewahrt werden müssten. 402 Quelle: Archiv des Verfassers.
11.3 Arbeitszeit
In der Folge der eingangs erwähnten „Februar-Erlasse“ wurde 1890 im Reich (und
damit auch in der Pegnitzhütte) die tägliche Arbeitszeit auf 11 Stunden an 6 Tagen
begrenzt. Zehn Jahre später, um 1900, dürften im Durchschnitt in der Metallindustrie
wöchentlich 60 Stunden gearbeitet worden sein, im Jahr 1913 noch 57 Stunden. 403 In
der Pegnitzhütte betrug die wöchentliche Arbeitszeit im Jahr 1905 von Montag bis
400
Gert von Klass, 100 Jahre, 86.
401
Heinrich Bauer II, 663. Zu Richard Kuhlo vgl. Abschnitt 5.1. 5000 Mark verdiente damals in etwa
ein Universitätsprofessor im Jahr. Zur Einordnung der Größenordnung vgl. auch Abschnitt 3.4.
402
Zitiert bei Wolf und Tausendpfund, Pegnitz - Veldensteiner Forst, 389.
403
Vgl. Wochenarbeitszeit, in:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wochenarbeitszeit#Historische_Entwicklung_der_Wochenarbeitszeit_in_
Deutschland (14.10.2015).