Page 12 - Von der Pegnitzhütte zum KSB-Standort
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               Anna Maria Maar (1827-1909), die – wie eine vereidigte Schätzerin ermittelte – 72
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               Gulden an Aussteuer in die Ehe einbrachte.  Das Paar bekam acht Kinder, fünf er-
               reichten das Erwachsenenalter.

               Berufsbezeichnung  und  obrigkeitliche  Erlaubnis  verweisen  noch  auf  die  Reste  des
               mittelalterlichen  Zunftwesens  mit  seinem  eingeschränkten  Marktzugang.  Erst  die
               Gewerbeordnung von 1868 wird diese Einschränkungen aufheben. Aber schon drei
               Jahre vorher (1865), also 11 Jahre nach der erteilten Konzession, wagte Meister Hil-
               pert den Schritt vom Handwerk zur Fabrik, indem er beim Magistrat der Stadt Nürn-
               berg um eine „Conzession zur fabrikmäßigen Herstellung“ von Metallwaren aller Art
               ersuchte und dort protokollieren ließ:

                       „Der hiesige Bürger und Rotgießermeister Johann Andreas Paul Hilpert, LNo
                      60, bringt vor: Ich bin seit 1. Mai 1854 als Rotgießermeister dahier konzessio-
                      niert und habe dieses Geschäft, wie amtsbekannt sein wird, von Jahr zu Jahr
                      immer mehr ausgedehnt, so daß ich gegenwärtig 32 Arbeitskräfte beschäftige
                      und  eine  Dampfmaschine  zu  4  Pferdekraft,  dann  einen  Dampfkessel  zu  6
                      Pferdekraft im Gang habe. Um nun meinem Industriezweig noch eine größere
                      Ausdehnung zu geben, will ich von nun an mein Geschäft fabrikmäßig betrei-
                      ben.  Meine  persönliche  Befähigung  hierzu  ist  bereits  zu  meinen  Vorakten
                      nachgewiesen und mein Vermögen, welches in dem Besitz des Wohnhauses
                      L No 60, dann in den benötigten Werkzeugen und Maschinen sowie in Waren-
                      vorräten  besteht,  kann  ich  auf  mindestens  10  000  Gulden  anschlagen  und
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                      wird dieses zum gedeihlichen Fabrikbetrieb hinreichend sein.“
               Das  Gebäude L  No  60  befindet  sich  in  der  Nürnberger  Altstadt an  der  Heubrücke
               über die Pegnitz, das L in der alten Adress-Bezeichnung verweist auf die Zugehörig-
               keit zur Pfarrei der Lorenzkirche. Später wird „L 60“ die Adresse „Unterer Bergauer-
               platz 8“ (vgl. Abb. 4).

               Aus seinem Antrag geht hervor,
               dass er, Sohn eines armen und
               früh  verstorbenen  Kleinbauern
               und  unter  erheblichen  materiel-
               len    Einschränkungen      aufge-
               wachsen,  inzwischen  zu  den
               begüterten  Bürgern  Nürnbergs
               gehörte. 10000 Gulden entspra-
               chen dem Wert  eines  Großbau-
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               ernhofes.         Der        junge
               betrieb  am  Unteren  Bergauer-
               platz  8  in  Nürnberg  trug  den
                                                     Abb. 4: Im Rahmen links das Anwesen Unterer Bergauerplatz
               Namen:  „Messing-  und  Metall-
                                                     8 an der Heubrücke unweit von Lorenzkirche und Heilig-Geist-
               warenfabrik von J.A. Hilpert“.        Spital. Die historischen Gebäude wurden im Krieg zerstört.
                                                     Quelle: Festschrift 150 Jahre August & Jean Hilpert GmbH, Nürnberg 2004, 5.





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                 Gert von Klass, 100 Jahre, 13.
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                 Gert v. Klass, An den Ufern der Pegnitz, Hrsg. KSB AG Frankenthal, Wiesbaden 1962, 36.
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                 1852 wird im Dorf Bernheck bei Pegnitz ein Bauernhof mit 62 Tagwerk (ca. 21 Hektar) für 6000 Gul-
               den verkauft. 1844 kostete in Bayreuth eine Maß Bier (1,07 Liter) 5 Kreuzer, für einen Gulden konnte
               man sich also 12 Maß Bier kaufen (1 Gulden = 60 Kreuzer).
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