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               In einer Pressemitteilung erklärte der Standortsprecher von KSB Pegnitz im Januar
               2015, dass der Stellenabbau in Deutschland fortgesetzt werde und in diesem Jahr
               250 Arbeitsplätze gestrichen würden. Auf Pegnitz, wo gegenwärtig 1574 Mitarbeiter
               tätig seien, entfielen 65. 423  Im April 2015 wurde dies unter dem Titel „Personalabbau
               bei  KSB“ 424   präzisiert:  Demnach  folge  KSB  der  „generellen  Entwicklung  deutscher
               Gießereien, die sich verstärkt spezialisieren und auf höherwertige Produkte ausrich-
               ten“. Diese Feststellung  war nicht neu; schon 1996 war die Pegnitzer Gießerei als
               „Spezialitätengießerei“ bezeichnet worden    425 , und die aktuellen Ereignisse bedeute-
               ten einen weiteren Schritt in diese Richtung: Die Gießerei in Pegnitz, so der Sprecher
               weiter, müsse sich auf hochwertige Edelstahlkomponenten ausrichten, die Produkti-
               on von Serienteilen aus Grauguss werde eingestellt. Diese werde man von der KSB-
               eigenen Gießerei in Indien und bei  externen Lieferanten beziehen. „Der kostengüns-
               tigere Bezug soll dazu beitragen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit bei Stan-
               dardprodukten zu erhöhen.“



















                Abb. 98: In der Pegnitzer Gießerei (1990).
                Quelle: KSB AG.


               Was verdeutlicht mehr den gewaltigen Strukturwandel bei KSB (und der gesamten
               deutschen Industrie) als die Tatsache, dass im Jahr 1890 für die Erzeugung von Ar-
               maturen  und  Pumpen  eine  Graugussproduktion  in  Pegnitz  errichtet  wurde  und  die
               wesensgleiche Firma heute einfache Gussarten in ihrem Werk im fernen Indien her-
               stellen lässt! Vor 125 Jahren war Pegnitz aus Nürnberger Sicht der „Low Cost Stand-
               ort“. 426

               Im Gleichschritt mit weiten Teilen der deutschen Industrie war das Unternehmen da-
               mit gescheitert, über „Skaleneffekte“, also Kostensenkungen durch große Stückzah-
               len bei  unkomplizierten Serien- oder Massenerzeugnissen auf Dauer erfolgreich zu
               sein. Nicht nur KSB hatte erkannt, dass der Erfolg abhängig ist von höherwertigen
               komplexen Qualitätsprodukten mit einem erheblichen immateriellen, wissensbasier-
               ten Anteil – und das sind die genannten „diversifizierten Qualitätsprodukte“. Von den
               globalen  Märkten  für  diese  „hochspezialisierten  Güter  lebt  die  große  Mehrheit  der
               Deutschen“  427 ,  und  solche  Güter  bildeten  den  Kern  der  Pegnitzer  Armaturen-  und
               Pumpenproduktion seit ihren Anfängen. Wo immer Kundenprobleme gelöst werden
               mussten,  die  sich  um  den  kontrollierten  Transport  verschiedenster  Medien  durch
               Pumpen und Armaturen gruppieren, konnte das Unternehmen mit seiner Produktviel-

               423
                  Nordbayerischer Kurier 17./18. Januar 2015, S. 23.
               424
                  Nordbayerischer Kurier 25./26. April 2015, S. 67.
               425
                  Otto H. Schiele, Die goldene Mitte II, 243.
               426
                  Vgl. Abschnitt 2.1.
               427
                  Werner Abelshauser, 477.
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