Page 44 - Physikatsbericht
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A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz
Hansel, Schöps / beschränkt, jedoch ist auch dieses Getränk gesund, u.
empfiehlt sich namentlich im Sommer, als ein erquickendes u. zugleich
wohlfeiles dem Taglöhner u. Handarbeiter.
Wein wird nur selten getrunken; festl. Gelegenheiten / Taufen, Hochzeiten
/ wird hievon eine Ausnahme gemacht; den hohe Preis desselben verbietet
ohnehin die allgemeine Consumtion. Hauptsächlich sind es sogen.
innländische Weine / Franken- oder leichte Rhein-Weine / welche auf die
Tafeln der vermöglichen Klasse kommen; doch kommen in neuster Zeit
auch ausländische / Affenthaler, Ungarweine, Malaga etc / in Aufnahme.
Branntwein wird, abgesehen von der arbeitenden Klasse, wie Maurern,
Zimmerleuten, Taglöhnern, fast gar nicht getrunken. Chronische
Vergiftungen durch zu reichlichen Alkoholgenuß sind deßhalb seit
Menschengedenken noch nicht vorgekommen.
Von Branntweinsorten, welche sämtlich von Wirthen u. Bräuern selbst
bereitet werden, kommen nachstehende in Betracht:
Frucht oder Kornbranntwein, Kümmelbranntwein, Wachholderbranntwein;
letzterer wird in vorzüglich guter Qualität in Plech produzirt.
Uebrigens wird die Viktualienpolizei strenge gehandhabt u. werden alle
Jahre wenigstens einmal sämtliche Weine u. Brantwein bezüglich ihrer
Reinheit chemisch untersucht.
7. Ernährung der Kinder im ersten Lebensjahre.
Die Kinder werden in Stadt und auf dem Lande, wo nur immer möglich, von
ihren Müttern 1 bis 1 ½ Jahre gestillt. Nur die unehl. Mütter machen öfters
eine Ausnahme, in dem sie um möglichst bald wieder in Dienste treten zu
können, ihre Kinder entweder gar nicht stillen, oder schon nach 6 bis 8
Wochen abgewöhnen u. gegen geringe Entschädigung in Kost geben.
Es ist nicht mit Stillschweigen zu übergehen, daß bei dieser naturwidrigen
u. meist auch ungenügenden Nährweise sich bei den meisten Kindern
frühzeitig Krankheiten der Assimilations u. Reproduktion einstellen.
V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz