Page 43 - Physikatsbericht

A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz

ausgenommen, das Frühstück immer in einer Milch- oder geschmälzten

schwarzen Brodsuppe nebst Kartoffeln besteht.

An Sonn u. Feiertagen jedoch will sich der Bauer mit seiner Familie zum
Frühstück auch mit Kaffee, wozu die Bäuerin weißes oder sogen.
gemischtes Brod oder sogen. Nudeln backt, gütlich thun.

Wie aus obigen ersichtlich, müssen soviel als möglich, die Kartoffeln auch
die Stelle des weißen, wie schwarzen Brodes vertreten, gewiß aber nicht

zum Nachtheil der physischen Constitution der Bevälkerung.

Diese vorzugsweise Kartoffelnahrung, für welche auch der vermögliche
Bürger in der Stadt eingenommen ist, u. welche an jeder animalischen Kost

fast durchweg vorzieht, muß, wenn auch reichlich genossen, doch als eine
ärmliche in Bezug auf Ersatz der durch meist schwere u. mühselige Arbeit
verlorengegangenen Kräfte angesehen werden.

Da die Beschäftigung unserer Bevölkerung, auch der städtischen,
hauptsächlich in Oekonomie besteht / die wenigen Gewerbeleute, welche

nur von ihrem Gewerbe leben, kommen dabei nicht in Betracht / welche
alle Kräfte der Familie in Anspruch nimmt, so versteht es sich von selbst,
daß auf die Zubereitung der Speisen nur wenig Zeit u. noch weniger

Sorgfalt verwendet wird.

Deshalb der immense Kartoffelanbau; aus den Kartoffeln weiß unsere
oberfränkische Bevölkerung so vielerlei Speisen, welche alle nur wenig Zeit
u. Mühe erfordern, zu zubereiten, wir solches bei keinem anderen

Nahrungsmittel der Fall ist.

Nur zu oft ist der Mensch ein Sclave des Bodens, der ihn trägt!

Als Getränke dient Wasser, jedoch ist sein Genuß nicht so häufig, als es für
das physische Wohl ersprießlich wäre. Einerseits Mangel an Beispiel,
andrerseits, besonders im südlichen Theil des Physikatsbezirks, an

hinreichend reinen Quellwasser, sowie natürliche Abneigung der
Bevölkerung gegen diesen Lebensfactor tragen die Schuld.

In den Städten Pegnitz u. Creußen sowie in den größeren Ortschaften wird
jedoch viel braunes Bier konsumiert. Freilich ist der ärmere Theil der

Bevölkerung, namentlich in den Städten, auf den Genuß des Nachbiers /

V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz