Page 6 - Physikatsbericht
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A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz
Der erste Schnee fällt gewöhnlich Anfangs November, welcher jedoch nicht
liegen zu bleiben pflegt. Der den Winter karacteristirende Schnee mit
Winterkälte bei herrschende Nordwestwindrichtung stellt sich erst Ende
November oder Anfang Dezember ein u. breitet sein Kleid über die Fluren.
Diese Schneedecke, von Zeit zu Zeit durch wiederholten Schneefall
verstärkt, beginnt erst Mitte Merz, wenn die Frühlingssonne erwärmenden
Strahlen sendet, u. Süd oder Südwestwinde wehen zu zu schmelzen, so daß
erst Anfangs April die letzten Spuren des Winters zu verschwinden pflegen.
Doch macht auch hier die Lage eines
Ortes einen großen Unterschied. So schmilzt z.B: in Creußen, im nördl. Theil
des Bezirks gelegen, der Schnee um 6 bis 8 Tage früher als in Pegnitz u.
hinewieder um 8 bis 10 Tage früher als in den südlich gelegenen
Gebirgsortschaften: Hüll, Riegelstein u. Spieß.
Hagelbildung ist nicht selten und leider vergeht fast kein Jahr, in welchem
nicht mehr oder weniger großen Theil des Bezirks von Hagelschlag
heimgesucht wird. Der jüngste Hagelschlag ereignete sich am 26t. Juni
1860, welcher die Fluren der Ortschaften Willenreuth, Neudorf,
Nemschenreuth, Horlach u.f.m. gänzlich verwüstete u. zum Theil große
Noth unter die dortige größthenteils arme Bevölkerung verbreitete.
Die gewöhnlichste Richtung, welchen der Hagelschlag nimmt, ist die von
West oder Südwest gegen Ost oder Nordost. Die Breite variirt von ¼ bis ½
Stunde, so daß oft ganz nahe gelegene Ortschaften verschont bleiben,
andere links oder rechts gelegene das Bild der gräulichsten Verwüstung
darbieten.
Nicht mit Unrecht bringt die Kalamität mit der Entwaldung, in Verbindung,
so daß es auf der anderen Seite allerdings auch bekannt ist: daß zu starke
Bewaldungen Versumpfungen begünstigen und dadurch zur Entstehung
von Hielern [kleine Hüllweiher] Anlaß geben. Alle Zustände wollen ihr Maß
haben, wenn sie dem Menschen vortheilhaft sein sollen.
Die klimatischen Jahreszeiten halten mit den astronomischen nicht
gleichen Gang. Der klimat. Winter, welcher nach astronom.
Berechnung bekanntlich ungefähr mit dem 21t. Dezb. beginnt u. mit
dem 21t. Merz seinen Cyklus beschließt tritt gewöhnlich schon Ende
November oder Anfangs Dezemb. ein und reicht bis Ende Merz. Seine
V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz