Page 20 - Physikatsbericht

A. S. 1 Physicatsbericht Pegnitz

im südlichen, gebirgigen Theil kann so ziemlich auf die Fruchtbarkeit des

Bodens geschlossen werden. Ursprünglich war wohl die ganze Umgegend
von Waldungen bedeckt, welcher hauptsächlich aus Nadelholz / Fichten u.
Föhren bestanden. Frühzeitig wurde ein großer Theil dieses Landstriches zu
Ackerland verwandt, wozu theils der Werth des hier wachsenden Holzes,

theils die steigende Bevölkerung, einluden.

Gegenwärtig baut man alle Arten Getreide, insbesondere Haber,
Hülsenfrüchte u.f.m. Insbesondere gedeihen, namentl. im südlichen Theil
die Kartoffeln weßhalb deren Anbau vielleicht zu sehr auf Kosten anderer

Fruchtgattungen, in großer Ausdehnung betrieben wird.

Bei dem großen Wiesenmangel wäre es für unsere Kartoffelbauern viel
vortheilhafter wenn sie mehr Acker zur Anpflanzung von Klee
verwendeten, wodurch der Viehstand mehr gehoben würde. Dadurch

würde aber der materielle Wohlstand ungleich mehr befördert als durch
den immensen Kartoffelbau, welcher größtentheils zum eigenen Bedarf
verwendet wird.

Die Obstbaumzucht wird zwar möglichst betrieben, jedoch sind die Früchte

ziemlich unschmackhaft und ermangeln des Zuckers mit dem
eigenthümlichen Aroma. Auch in der unvollkommenen Ausbildung des
Obstes / Kleinheit / läßt sich die Beschaffenheit es Boden 1). sowie die

ungunst des Kleinen nicht verbannen.

Feinere Gemüse, wie Bohnen, Kohlanbau, Blumenkohl, Gurken werden
zwar in den Gärten gezogen, erfordern aber große Sorgfalt, bei den oft
durch die späten Nachtfröste und kommen noch später zur Reife.

Der Hopfen, welcher in unserer Zeit im ganzen Bezirk immer mehr

angebaut wird, gedeiht im Ganzen gut. Derselbe kann in jeder Beziehung
mit mittelfränkischen Landgut in Bezug auf Qualität konkurriren.

Zur Bierfabrikation, welche ziemlich stark betrieben wird, wird durchaus
hiesiges Gewächs verwendet, u. unser Bier, sowohl in Pegnitz als in

Creußen u.f.m. steht keinem anderen auswärtigen an Gehalt u.
angenehmen Geschmack nach.

V1.3 vom 28.12.2019 - Transkribiert von Helmut Strobel, Pegnitz